Rezension

Traue niemandem

Als das Böse kam -

Als das Böse kam
von Ivar Leon Menger

Bewertet mit 4 Sternen

„Als das böse kam“ hat ein total cooles Cover, das mich direkt angesprochen hat, weil es direkt irgendwas Bedrohliches ausstrahlt, ohne dass ich festmachen könnte, woran es liegt. Auch der Klappentext macht direkt neugierig, sodass ich mich sehr darauf gefreut habe, dieses Buch zu lesen. Und ich sollte diese Entscheidung nicht bereuen, denn den Verlauf, den die Geschichte nimmt, hätte ich niemals absehen können und war total überrascht vom Inhalt.

Zum Inhalt: die 16-jährige Juno lebt mit ihrer Familie auf einer kleinen Insel, die sie noch nie verlassen hat. Denn auf der anderen Seite des Sees lauert die Gefahr, die die friedliche Existenz der Familie bedroht. Die Kinder haben gelernt sich zu verstecken, wenn ein Fremder die Insel betritt. Bis Juno es eines Tages nicht schafft, rechtzeitig ins Haus zu gehen und gesehen wird. Die Welle von Ereignissen, die sie damit lostritt, soll das ruhige Familienleben schon bald erschüttern.

Woran ich mich anfangs gewöhnen musste, war die in meinen Augen sehr seltsame Sprache von Juno. Sie spricht wie aus der Zeit gefallen und mit einer kindlichen Naivität, die mich anfangs doch recht überrascht hat. Je mehr man über ihre Lebensumstände erfährt, desto passender ist das aber. Generell lebt die Familie in sehr einfachen Verhältnissen, abgeschottet vom Rest der Welt, was wahnsinnig zur beklemmend angespannten Atmosphäre im Buch beiträgt. Ich habe kurzzeitig an Endzeitromane oder derartiges denken müssen, war damit allerdings völlig auf dem Holzweg.

Das Leben der Familien ist von strengen Regeln und Abläufen geprägt, was ich total faszinierend fand und sich nicht so recht durch den vermeintlichen Grund rechtfertigen lässt. Als Leser wurde ich daher schnell misstrauisch und konnte auch den Rebellionsdrang der Kinder total nachvollziehen.

Die Geschichte entwickelt sich schnell in eine völlig andere Richtung als erwartet, was mir sehr gut gefallen hat. Ich lese viele Thriller und bin nur selten überrascht vom Inhalt. Für meinen Geschmack hätte die Handlung sogar gerne noch ein bisschen düsterer und rasanter sein können, denn es ist eigentlich alles vorhanden, um einen stimmungsgeladenen Thriller zu schaffen. Das Ende kam mir etwas zu schnell, zu wenig detailliert. Hier hätte ich mir gerne ein paar Seiten mehr gewünscht und vielleicht auch eine Zusammenfassung, die den ganzen „Fall“ nochmal beleuchtet, denn der Leser wird da ganz schön in der Schwebe hängen gelassen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es war auf jeden Fall ganz anders als erwartet und ich hatte viel Freude an der Lektüre. Für mich war es kein rasanter Gänsehaut-Thriller, aber eine spannende Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Es ist mir sehr leichtgefallen, mit Juno mitzufiebern und für sie zu hoffen. Solides Werk, den Autor werde ich gerne auf dem Schirm behalten.