Rezension

Traue niemanden

Drei Bethanys - Jeff Abbott

Drei Bethanys
von Jeff Abbott

Bewertet mit 4 Sternen

Vor zwei Jahren verschwand Mariahs Mum spurlos. Seither wurden keine Hinweise, keine Leiche oder Schuldige gefunden. Trotzdem steht ihr Vater unter Verdacht, sie ermordet zu haben. Doch dann erfährt Mariah zufällig, dass zwei weitere Bethanys unter mysteriösen Umständen nicht aufzufinden sind.

"Drei Bethanys" ist ein Thriller, der auf geheimnisvolle Rätsel, perfide Verwirrung und eine gute Portion Spannung setzt. 

Mariah ist 22 Jahre alt und verbeißt sich in das Verschwinden ihrer Mutter. Sie verfolgt jeden Strohhalm, der sich ihr als Hinweis anbietet. Zudem scheut sie weder Mühen, Kosten noch Gefahr, um das Geheimnis aufzuklären. 

Zwar versucht ihr Vater, den Anschein von Normalität zu wahren, doch das gelingt nur in bescheidenem Ausmaß. Er ist geächtet. Nachbarn und Freunde wenden sich von ihm ab, denn jeder denkt, dass er seine Frau getötet hat. 

Diese Kombination aus Vater und Tochter ist zwar zentral, steht jedoch nicht im Mittelpunkt. Die Perspektiven gehen auseinander, jeder verfolgt einen eigenen Weg und hat mit Problemen zu kämpfen.

Jedenfalls ist Mariahs Blickwinkel im Mittelpunkt. Gemeinsam mit ihr versucht der Leser das Rätsel um das Verschwinden ihrer Mutter aufzuklären. Mariah wühlt in der Vergangenheit, beleuchtet das Umfeld, sieht sich die beruflichen Verbindungen genauer an, und mit jedem weiteren Schritt wird das Gesamtkonstrukt rätselhafter. Neue Figuren betreten die Bildfläche, die das Arrangement ergänzen oder ihm einen frischen Farbton verleihen. Während Mariah sich in Sicherheit wiegt, ist der Leser dem Geschehen um einige Ereignisse voraus, was zu noch mehr Spannung führt. 

Jeff Abbotts Credo für diesen Thriller lautet jedenfalls 'Traue niemanden’. Denn sobald man meint, einen Faden gefunden zu haben, landet man mitten in einem Wollknäuel und verheddert sich in den Verstrickungen.

All das hat der Autor exzellent erarbeitet, faszinierend erzählt und ein feines Thriller-Erlebnis gesponnen. Ich war im Lesesog, meine Gehirnzellen sind auf Hochtouren gelaufen und leise Vermutungen wurden immer lauter, bis sie sich in Luft aufgelöst oder selten bestätigt haben.

Von der Atmosphäre her hat Jeff Abbott eine rätselhafte Stimmung am Laufen gehalten. Unterschwellig weiß man, dass man nicht das ganze Puzzle kennt und die Situation gefährlich ist. Man schnappt winzige Details auf, und versucht der Lösung, vor den Figuren, auf die Schliche zu kommen.

Leider haben mir der Abschluss des Romans und die Motivation hinter den Ereignissen nicht gefallen. Dazu muss ich allerdings zwei Stränge unterscheiden. Mariahs Vater hat mit einem eigenen Rätsel zu kämpfen, dass er vor seiner Tochter verbirgt. Dieser Strang war mysteriös und faszinierend eingefädelt, und hier hat mich die Auflösung in ihrer Einfachheit völlig überzeugt.

Die Auflösung hinter dem ganz großen Geheimnis um das Verschwinden von Mariahs Mutter war eher lauwarm. Es war zu konstruiert und die Anspannung der vorhergehenden Kapitel verpufft. Es hat sich für mich unbefriedigend angefühlt.

Im Endeffekt bleibt ein guter Thriller, der zum Rätseln anregt, durch unterschwellige Bedrohung und Anspannung glänzt, aber im Gegensatz dazu auf ein mattes Ende hinaus läuft. Dennoch habe ich „Drei Bethanys“ sehr gern gelesen, mich auf die mysteriöse Atmosphäre eingelassen und die rätselhafte Erzählweise hat viel Lesespaß mit sich gebracht.