Rezension

Trauer in medialen Zeiten, verpackt in eine leichte Story

Bleib noch ein bisschen -

Bleib noch ein bisschen
von Juliane Lauterbach

In der Trauer um ihren Mann Tom fällt die Gesangslehrerin Anne in ein Loch und rettet sich mit Arbeit, ihrer Freundin Nina und einem ominösen Hinterbliebenen-Chat durch viele schwierige Tage. Doch als die aufgebaute Mauer zu bröckeln beginnt und Anne gerade wieder nach vorne blicken will, brechen mehrere Enttäuschungen über sie herein und sie weiß nicht mehr, was und wem sie überhaupt noch glauben soll.

Der Leser wird anfänglich gleich in die Trauer um Tom verwickelt, aber da man die Protagonisten noch nicht wirklich kennt und keine Bindung aufbauen konnte, fällt es recht schwer mitzufühlen und Anne's Trauer nachzuempfinden. David hingegen ist mir trotz seines Jobs bei Chat4ever sympathisch und für mich der heimliche Hauptprotagonist.

Der Schreibstil ist einfach und zeitweise auch humorvoll, was der Geschichte trotz des Themas auch etwas Leichtigkeit verleiht. Der Perspektivenwechsel zwischen Anne und David tut gut, weil sie beide so unterschiedlich sind und man einen guten Einblick bekommt. Mir fehlte ein bisschen die wörtliche Rede und direkte Kommunikation der Protagonisten, vieles wird im Nachhinein erzählt, statt es in der Geschichte wirklich passieren zu lassen.

Gut für zwischendurch, aber für mich leider keine Sensation. Mir persönlich kommt der Handlungsstrang um das Loslassen und die neue Liebe dann doch etwas zu kurz – mögliche romantische Szenen, die einen Wohlfühleffekt gehabt hätten, werden einfach ausgespart und der Phantasie des Lesers überlassen.