Rezension

Trauer, Tod und Abschied - und Neuanfänge!

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
von Peter Bognanni

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

Tess Fowler ist 17 und zum ersten Mal verliebt. Doch diese Liebe ist eine ganz außergewöhnliche, denn sie hat Jonah nur einmal für ein paar Stunden gesehen. Seither kommunizieren sie über sämtliche elektronischen Kanäle miteinander. Als Jonah stirbt, wird Tess der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihre Eltern sind geschieden, in der Schule läuft es nicht, alles geht schief – also schreibt Tess weiter an Jonah. Eines Tages erhält sie Antwort …

 

Wie sehr der Tod einen Menschen aus der Bahn werfen kann, wird hier wunderschön erzählt. Auch, dass Trauer in vielerlei Form auftritt. Tess hat an so vielen Fronten Baustellen, dass es fast schon ein Wunder ist, wie stark sie immer weiter vorangeht. Sie glaubt immer fest daran, dass sie etwas an der aktuellen Situation ändern kann, weiß nur nicht, wie. Da Tess auf der Schwelle zum Erwachsensein steht, durchlebt sie diese Phase noch intensiver. Sie hat ein Auto, sie kommt an Alkohol und Drogen, sie kann ohne Begleitung das Land verlassen – die Gefahren sind also extrem groß. Dennoch weiß Tess, wie weit sie gehen kann und mag.

 

Doch auch Daniel, Grace und der Vater von Tess durchleben ihre eigenen Trauerphasen. Ob nun eine gescheiterte Ehe, verpasste Chancen, der Verlust eines Kindes oder der Verlust eines Freundes – Trauer hat viele Gesichter! Dass Grace und  Mr. Fowler jeweils Institute für außergewöhnliche Beerdigungen führen, weil sie ihre Trauer damit verarbeiten, ist eine der Ideen, die mir so gut an diesem Buch gefallen. Auch die Vorstellung solch ausgefallener Trauerfeiern hilft mir persönlich bei meiner eigenen Trauer.

 

Das Buch steckt voller wunderbarer Sätze. Nicht nur die „Dinge, die ich ohne Dich sehe“-Sätze, die immer wieder eingestreut werden und die zugleich trösten und traurig machen. Viele kleine Momente, die so schlicht wirken, aber so philosophisch sind. So wird aus einem Haufen unvollkommener Momente ein Leben, das so schön ist, wie wir es zulassen. Peter Bognanni hat es geschafft, auf wunderbar nüchterne Art und Weise ganz viel Gefühl in dieses Buch zu stecken. So widersprüchlich das klingen mag, es ist möglich. Hier wird nicht gejammert, hier wird auch kein moralischer Zeigefinger erhoben. Aber es wird gezeigt, dass Trauer wichtig ist, man sich aber nicht komplett darin vergraben darf.

 

Die Charaktere zeichnet Bognanni in all ihrer Einzigartigkeit wunderbar klar und einfach. Mir sind Tess, Jonah, Daniel, Grace, Tess‘ Vater und so einige Nebenfiguren sehr ans Herz gewachsen. Als Mutter wäre ich mächtig stolz auf Tess! Mir hat dieses Buch nicht nur sehr gut gefallen, sondern auch geholfen, mit meiner eigenen Trauer besser umzugehen. Ganz klar: fünf Sterne!

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