Rezension

Trauer und Verlust

Bären füttern verboten - Rachel Elliott

Bären füttern verboten
von Rachel Elliott

Bewertet mit 5 Sternen

Sidney war noch jung als sie in einem Urlaub in St. Ives ihre Mutter verlor. Über diesen Verlust ist sie nie wirklich hinweggekommen, von ihrem Vater trennt sie eine unsichtbare Barriere und auch vor ihrer Lebensgefaährtin Ruth scheint sie immer davon zu laufen. Viele Jahre später ist sie zurück in St. Ives, sie möchte sich ihrer Vergangenheit stellen. Durch den Besuch in St.Ives werden ihre Gedanken aufgewühlt und so verliert die erfahrene Freerunnerin den Fokus und stürzt von einem Hausdach. Doch zum Glück wird sie von Maria und ihrem Hund Stuart gefunden. Maria fühlt sich für diese Frau verantwortlich und so quartiert sie kurzerhand Ruth und Sidneys Vater bei sich ein.

Als ich den Klappentext gelesen habe, hätte ich niemals ein solches Buch erwartet. Elliott verknüpft zwei Erzählstränge, zwei Familien miteinander und schafft so eine Geschichte voller Traurigkeit die doch auch irgendwie ein wohliges Gefühl im Körper hinterlässt. Bei vielen Rezensionen habe ich gelesen, dass die Leser Schweirigkeiten mit dem Schreibsitl der Autorin hatten. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ich empfand die Sprache und den Schreibstil von Elliot als unglaublich intensiv und berührend, sie leitet den Leser über die verworrenen Wege des Lebens und lässt ihn teilhaben an der Trauer und der Freude ihrer Figuren. Auch empfand ich das Buch nicht als sonderlich skurril, wie es angepriesen wurde. Es gibt hier sicherlich die ein oder anderen Facetten, die man als skurril bezeichnen könnte (z.B. ein riesiger (zum Leser) sprechender Wolfshund), doch das hat sich wunderbar ins restliche Bild eingefügt und es gibt deutlich skurrilere Geschichten. Die Figuren selbst sind sicherlich nicht die üblichen Protagonisten, aber sie alle haben ihren Charme und sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Im Laufe der Geschichte wachsen viele der Figuren über sich hinaus, sie haben endlich den Mut, zu sich selbst zu stehen und ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen.

"Bären füttern verboten" ist ein Buch, das voll ist von Traurigkeit, die Leben sind geprägt von Verlust und Schuld, von Liebe und Freundschaft aber auch von der Angst, Nähe zuzulassen und sich (wieder) für andere Menschen zu öffnen. Das Buch hat mich zu Tränen gerührt, mir das Herz schwer werden lassen und mir ein paar Sätze später ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und Hoffnung gegeben. Ein Buch, das mich sehr überrascht hat und bei dem ich ohne große Erwartungen ans Lesen gegangen bin, das mich dann aber sehr schnell überzeugt hat. Ein Buch, das ein Jahreshighlight werden könnte, da es viel stärker ist, als es zunächst scheint, genau wie seine Figuren.

Kommentare

Schokoloko28 kommentierte am 09. Dezember 2020 um 13:26

Ich habe gedacht, dass es ein profaner "Frauenroman" sein wird. Das hört sich ja richtig toll an!