Rezension

Trauerbewältigung

Meinen Hass bekommt ihr nicht - Antoine Leiris

Meinen Hass bekommt ihr nicht
von Antoine Leiris

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein ergreifendes Büchlein, aber weniger politisch als ich dachte. Es geht eher um Trauerbewältigung.

Der Autor Antoine Leiris ist Kulturredakteur und Journalist, ein Mann, der schreiben kann, eindringlich, poetisch, anrührend.

Er ist der Mann, der am 13.11.2015 beim Terroranschlag auf das Bataclan in Paris die Liebe seines Lebens verlor, seine Frau Hélène, Mutter des 17-monatigen Sohnes. Bekannt wurde er durch einen offenen Brief an die Terroristen, den er bei FB veröffentlichte und der großes Aufsehen erregte. Um diesen Brief herum erzählt Leiris seine Geschichte: wie es war, als er von den Anschlägen erfuhr, als Hélène sich nicht meldete, wie ihr Tod traurige Gewissheit wurde. Er tut sich schwer mit der Reaktion seiner Mitmenschen, so gut sie es auch meinen und prangert die bürokratischen Schwierigkeiten an, die ihm das Leben schwer machen.

"All diese Verwaltungsschikanen, die den Kummer beschmutzen ..." (S. 29)

Warum nun hat er dieses Buch geschrieben, diese Worte?

"Ich tippe sie ein, um sie zum Schweigen zu bringen, damit sie aufhören, sich zu streiten, und mich schlafen lassen." (S. 67)

Anstatt sich in Hass gegen die 'toten Seelen' zu suhlen, versucht er, seine Trauer zu verarbeiten und sich um seinen Sohn zu kümmern, dem er klar machen muss, dass seine Mutter nie mehr wieder kommen wird.