Rezension

Traumatische KIndheit

Elternhaus -

Elternhaus
von Jennifer Mentges

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Pianist Tobias Winkler hat ein besonderes Interesse an einer alten leerstehenden Villa in Hamburg. Als sich der Traum von Yvette Winkler erfüllt und ihr Mann ihr den sehnlichen Wunsch erfüllt, zurück nach Hamburg zu ziehen und ausgerechnet dieses Haus das ersehnte neue Zuhause ihrer Familie wird, treffen sich die Wege von Yvette, Tobias, der Putzfrau Consuelo und der blinden Gerda Hoff. Alle werden von ihrer Vergangenheit beeinflusst und haben ihre Geheimnisse ....

Jennifer Mentges erzählt aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse rund um die alte Hamburger Villa, und immer wieder fließen Rückblicke auf eine traumatische Kindheit in die Erzählung ein. Dabei ist der Schreibstil flüssig und bildhaft und sehr angenehm zu lesen.

Die Spannung baut sich allerdings nur langsam auf und viele der kommenden Ereignisse zeichnen sich schon früh ab, so dass sich kaum von unerwarteten, überraschenden Wendungen sprechen lässt, bis es schließlich zum psychologisch grausamen Finale kommt.  Allerdings fährt die Autorin hier noch zu guter Letzt eine Entdeckung auf, die einen Fortgang der Handlung offen lässt. Und hier überraschtesie auch tatsächlich noch mit einem vorher nicht geahnten Zusammenhang. Auch nahmen einige Längen etwas vom möglichen Thrill.

Obwohl Mentges ihre Figuren und deren Gedanken und Gefühle genau und anschaulich zeichnet, blieben diese mir seltsam fremd; wirklich sympathisch wurde mir - außer der alten Nachbarin Gerda Hoff - keine und ihre Schicksale berührten mich nur am Rande. Dass Tobias Winkler einen kranken Verstand besitzt, der mit seinem Elternhaus zu tun hat, war schon früh klar; und so wollte ich Yvette, Consuelo und Gerda oftmals zurufen: Haltet euch von diesem Pianisten fern!  

Insgesamt fühlte ich mich von diesem Thriller gut unterhalten und empfehle ihn gerne weiter an Leser*Innen, die sich für die Psychologie der Figuren und ihre menschlichen (Ab-)Gründe interessieren und dies noch vor atemlose Spannung setzen.