Rezension

TRAUMhaftes JAHRESHIGHLIGHT!!

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte - Laini Taylor

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
von Laini Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

》INHALT:

Lazlo Strange wächst in einem Kloster auf – zwischen Büchern und seinen eigenen Träumen. Als Waise fehlt es ihm an einer Familie, einer Herkunft, einem echten Namen. Umso mehr faszinieren ihn Geschichten, Geheimnisse und Abenteuer. All das hat die sagenumwobene Stadt Weep – ein mysteriöser Ort, dessen wahrer Name verschwunden zu sein scheint. Als eines Tages Freiwillige für eine Reise nach Weep gesucht werden scheint der Traum den Träumer zu suchen. Ohne zu wissen, was ihn in der verborgenen Stadt erwartet, begibt Laszlo sich auf die Reise. Eine Reise, die selbst seine Fantasie übertreffen wird…

 

》EIGENE MEINUNG:

„Lazlo hätte kaum besser in die Bibliothek gepasst, wäre er selbst ein Buch gewesen.“

Blau und Gold – die Hauptfarben des ersten Teiles von Strange the Dreamer – harmonieren so wundervoll und gewinnen im Laufe der Geschichte auch noch an tieferer Bedeutung. Die Covergestaltung ist für mich Erholung, Augenweide und absolutes Wohlfühlen zugleich. Erholung von den vielen gleichförmigen Fantasycovern der letzten Jahre. Augenweide mit der fein ziselierten Motte (die eine sehr wichtige Rolle spielt) und deren Flügelgestaltung. Wohlfühlen durch das Wissen, was sich hinter diesem tollen Einband verbirgt.

Zu Beginn war ich tatsächlich etwas skeptisch, wie wohl ich mich mit einem jugendlichen, männlichen Protagonisten fühlen würde – meist lese ich auch aus Sicht von Mädchen/Frauen. Aber Lazlo ist so nahbar, so realistisch, so herzlich, dass man ihn einfach lieben muss. Seine Träume, seine Handlungen, sein Sanftmut haben mich regelrecht in die Geschichte hinein gezogen und dort habe ich so viel mehr gefunden, als der Klappentext angedeutet hat. Doch für den Beginn: Was gibt es Schöneres, für einen Bücherwurm, als ein Protagonisten, der Bücher liebt?

Auch die weiteren Charaktere im Buch haben mich von den Socken gerissen. Alle sind unheimlich gut und tiefgründig ausgearbeitet – und dabei doch tatsächlich nicht alle als Supermodels beschrieben! Vieles von ihren Hintergründen schwebt noch als Geheimnis im Dunklen, wird aber mit der Figurenentwicklung schon angedeutet. Zu Laszlo gibt es auch einen weiblichen Gegenpart, den ich schnell ins Herz geschlossen habe. Auch hier findet sich Mut, Rechtschaffenheit und eine spannende Geschichte. Die Nebencharaktere darum herum sind, im Gegensatz zu vielen anderen Büchern, nicht nur Zierde. Jeder bereichert die Erzählung und ohne sie wäre diese nicht denkbar. Trotz ihrer Anzahl sind alle derart gut ausgearbeitet, dass man nicht ins Schleudern gerät – was sicher auch auf den tollen Schreibstil zurück zu führen ist!

Dieser ist wundervoll poetisch und bildhaft, aber nie zu überladen oder verwinkelt. Er strotzt nur so vor Fantasie, die ich mir in meinen tollsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Es braucht nicht 100 verschiedene Wesen oder Orte – Laini Taylor lässt so erst recht Staunen! Ich bin gespannt, was ihr zur „Magie“ in dieser Welt sagt!

Dabei ist diese kein fröhliches Märchen. Es gibt Gewalt, Verluste, Hass und Leid. Körperliche und seelische Versehrtheit. Für mich war dies so viel Tiefgang in einem Fantasybuch wie schon lange nicht mehr – da fühlt man sich auch als älterer Leser sehr gut aufgehoben! Die Autorin schafft es, dass man zusammen mit Lazlo in diese Welt hinein wächst und sie ganz wahrnehmen und verstehen will. Diese erlebt man dazu noch wechseln aus anderen Blickwinkeln. Für mich insgesamt ein wahrer Sog aus Emotionen, Spannung, Magie und Geheimnissen!

Da ich meist Urban Fantasy lese, war ich auch ob der Welt etwas verunsichert. Aber es handelt sich nicht um High Fantasy mit Trollen, Elfen, etc. Die Umgebung scheint zu Beginn aber durchaus nicht modern und ist nicht unsere. Nach und nach zeigt sich die Größe von Lazlos Welt und ihre Verschiedenartigkeit. Dort gibt es durchaus Wissenschaft, Technik und Fortschritt. Keine Angst hingegen muss man vor übertriebener Romantik oder einem spontanen Anfall von Liebe haben. Man vermisst sie auch keine Sekunde!

Vor Beginn dieses Buches sollte man sich vielleicht noch darüber im Klaren sein, dass die englische Dilogie bei uns in 4 Bände aufgespalten wurde. Am Ende dieses Teiles bemerkt man dies schon etwas – als störend habe ich es aber nicht empfunden, auch wenn ich lieber gleich weiter gelesen hätte. Der Schnitt ist klug gewählt und der zweite Teil bereits erhältlich.

Wer sich nicht ganz sicher ist: Lest den Prolog – bei ihm war ich dem Buch bereits verfallen!

 

》FAZIT:

So unheimlich starke Fantasy, mit derart wunderbaren Charakteren, habe ich schon lange nicht mehr gelesen! Auf jeder Seite bin ich wieder erstaunt über die Charaktere, Handlungen, Wendungen und Hintergründe dieser Geschichte – ein wahrer Fantasy-Traum!