traurig, bizarr
Bewertet mit 3 Sternen
Patrick Modiano hat 2014 den Nobelpreis für Literatur bekommen. Da habe ich als Leserin natürlich vorausgesetzt, dass es sich um gute Literatur handelt. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte das nicht vorher gewusst, um neutraler an das Buch heranzugehen, zumal ich eh ein Faible für französische Bücher und Filme hege.
„Die kleine Bijou“ hat 85 Nettoseiten. Ihre Geschichte ist traurig: nichtvorhandener Vater und lieblose Mutter, abgestellt bei einer Bekannten der Mutter. Thérèse hat sich nie sicher oder geliebt gefühlt und lange nicht verstanden, was um sie herum passiert. Auch als junge Frau kann sie die Erlebnisse ihrer Kindheit kaum deuten. Sie ist sehr menschenscheu, findet aber in einer Apothekerin und einem Russen gute Freunde, die ihr eine neue Sicht auf die Welt ermöglichen.
Beim Lesen konnte ich sehr gut mit der kleinen Thérèse fühlen, aber die junge Frau ist mir fremd geblieben. Da sind so viele belastende Rätsel, für die sie, wenn sie es nur versuchen würde, vermutlich einige Antworten finden könnte, aber sie wagt es nicht, die Dinge zu hinterfragen.
Doch ich bin hoffnungsfroh, dass die Heldin ihren Weg im Leben findet, denn der letzte Satz lässt einen Hauch von Veränderung anklingen.