Rezension

Traurig, tragisch, grausam!

DuMont True Tales 18 Tage im Sinai - Michael Obert

DuMont True Tales 18 Tage im Sinai
von Michael Obert

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung

Triggerwarnung: Folter / Misshandlung

Der Sinai in Ägypten, bekannt als Urlaubsparadies für Sonnenanbeter und Taucher. Im Süden genießt man im Norden wird gefoltert.  Die zwei Seiten der ägyptischen Halbinsel, die östlich an Israel grenzt.

Der Journalist und Autor Michael Obert berichtet über die vielen Foltercamps der Beduinen, in denen afrikanische Flüchtlinge verschleppt werden, um damit von ihren Angehörigen Lösegeld zu erpressen. Zusätzlich geht man auch von organisiertem Organhandel aus, der dort mit den Flüchtlingen betrieben wird.

In einem kleinen Café im Süden von Tel Aviv trifft Michael Obert Selomon. Er ist so ein Flüchtling, der die Folter überlebt hat und glücklicherweise von seiner Schwester freigekauft werden konnte.  Nun sitzt er mit dem Autor zusammen und erzählt ihm seine Foltergeschichte. Er hat keine Finger mehr. Seine Hände sind verstümmelt. Selomon ist Eriträer, war in den Sudan geflohen und dort aus einem Flüchtlingscamp gekidnappt und nach Ägypten ins Folgercamp gebracht worden.

In diesem kleinen Buch erzählt der Autor von den Foltercamps. Er hat sich vor Ort begeben und suchte nach Kontakt zu den Beduinenstämmen. Er traf auf Scheich Ibrahim Al-Manei, der scheinbar zu den Beduinenführer gehört, die den Menschenhandel ablehnen und den afrikanischen Flüchtingen helfen, sie versorgen und sie nach Kairo den verschiedenen Hilfsorganisationen übergeben. Al-Manei bestreitet, dass es den Organhandel gibt, obwohl ausgehölte Leichen ohne Organe gefunden wurden.

In der nördlichen Region des Sinai gibt es nichts und die Menschen haben keine Perspektiven. Die Diktaturen haben sie eingeschränkt und so den Hass geschürt. Jetzt helfen sich die Stämme selber, indem sie Menschen foltern und damit Geld verdienen. Diese fehlende Empathie und Moral ist wirklich ekelerregend! Wenn sogar ein 15jähriger Beduinenjunge auf die Frage, was er nach der Schule machen möchte, antowortet:

»Afrikaner foltern«, sagt der Junge plötzlich. Wir steigen nicht darauf ein. Vielleicht hat er gehört, dass wir an dem Thema interessiert sind, und will uns imponieren. Aber Abu geht mit leuchtenden Augen ins Detail: »Ihnen glühende Nägel durch die Hände schlagen, sie mit kochendem Wasser übergießen« – die Kleinen kreischen vor Vergnügen – »30 000 Dollar Lösegeld kassieren und sie dann für 5000 Dollar weiterverkaufen.« (S. 47)

Dieser Bericht, auch wenn er recht kurz ist, ist nichts für schwache Gemüter. Kurz, knapp aber trefflich beschreibt Michael Obert, was vielen afrikanischen Flüchtlingen widerfahren ist.

Selomon hat am Ende noch großes Glück. Heute lebt und arbeitet er in München und kann seine Hände, vielen Operationen und Spendern sei Dank, wieder benutzen, schreiben, sich selbst versorgen und ein eigenständiges Leben führen.

 

Fazit

Ein schmerzhafter aber informativer Einblick in die Zustände des Menschenhandels auf dem Sinai. Trotz dem, dass wir im 21. Jahrhundert leben, überdecken solche Zustände und Machenschaften unser scheinbar so fortschrittliches Leben. Wer mehr über die Welt wissen will, liest auch dieses Buch aus der Reihe “True Tales”.