Rezension

Traurig und wunderschön

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

~~Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Was für ein wunderbares Buch.
Nach wie vor kann ich mich gedanklich kaum vom Zauber der Marschlandschaft und seinen Bewohnern lösen.
Schaut euch das wunderschöne Cover an, das Mädchen in seinem Boot allein in der Wildnis. Dieses Bild sagt bereits so viel über die Geschichte aus. Genau diese Stimmung durchzieht das ganze Buch. Ein Meisterwerk.

Kya muss schon früh allein klarkommen. Erst ist die Mutter verschwunden, nach und nach die Geschwister, schließlich verlässt sie auch der gewalttätige und unzuverlässige Vater. Das Mädchen, von den Bewohnern der Stadt Marschmädchen genannt, gibt nicht auf und lebt mit der Natur in einer baufälligen Hütte mitten in der Marsch. Kya eignet sich jede Menge Wissen über Tiere und Pflanzen der Umgebung an. Hier spielt sicher mit rein, dass die Autorin auch Zoologin ist…
Kyas Leben in der Wildnis ist hart und einsam. Mit den Jahren wachsen eine tiefe Traurigkeit und das Gefühl verlassen worden zu sein immer mehr an. Als sie schließlich zwei Jungen bzw. jungen Männern näher kommt, kommt es zur Katastrophe. Einer der beiden wird tot aufgefunden und möglicherweise war es kein Unfall.

Ein grandioser Roman mit starker Sogwirkung. Die Geschehnisse entfalten eine unheimliche Kraft. Die Autorin schafft es, die Naturgegebenheiten derart realistisch zu schildern, dass man tatsächlich alles vor sich sieht und mit Kya mitleidet. Ab Seite hundert ungefähr hatte mich die Geschichte derart in seinen Bann gezogen, dass ich es nicht mehr weglegen konnte und den Rest in einem Rutsch verschlungen habe. Das ist mir schon länger nicht mehr passiert.

So viel Gefühl, so sensibel geht Owens mit ihren Figuren um. Dabei ist die Stimmung traurig und wunderschön. So sehr wünscht man Kya, dass sie endlich jemanden findet, endlich ihren Frieden findet.

Im Vordergrund steht über weite Teile der Geschichte nicht der Kriminalfall, der im Klappentext bereits angekündigt wird und mit dem der Roman auch beginnt. Vielmehr begleitet man über weite Teile Kya und ihren Überlebenskampf in der Marsch. Ihre Versuche, als Außenseiterin Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen. Eigentlich ein sehr sehr ruhiges Buch, in dem man langsam auf eine Eskalation der Situation hingeführt wird. Denn Kyas Lage spitzt sich erst gegen Ende zu. 
 
Eine ganz dicke Leseempfehlung. Eine Geschichte zum darin Versinken, ich wollte gar nicht mehr auftauchen. Ein grandioses Debüt, ich bin gespannt auf weitere Werke von Owens.