Rezension

Traurige Geschichte um ein nicht gelebtes Leben

Die Tänzerin von Paris - Annabel Abbs

Die Tänzerin von Paris
von Annabel Abbs

Bewertet mit 3 Sternen

Zürich 1934: Lucia Joyce, die Tochter des berühmten James Joyce, befindet sich bei Doktor Carl Jung in Behandlung. Als sie sich entscheidet, zu erzählen, schreibt sie aus ihrem Leben rückblickend ab dem Jahr 1928 ihre Geschichte auf. Der Großteil der Geschichte spielt in Paris. Dazwischen eingestreut werden die Behandlungstermine bei Doktor Jung.

Lucia ist eine begabte junge Tänzerin und Choreographin. Sie beginnt ihre Geschichte bei ihrem gefeierten Auftritt in Paris 1928 und als sie ihre große Liebe Samuel Beckett kennenlernt. Leider ist sie alles andere als frei, denn in der Familie dreht sich alles um ihren berühmten Vater und sein aktuelles Buch. Außerdem wird sie von ihrer Mutter äußerst streng erzogen. Lucia ist zu schwach, um sich daraus zu befreien und sämtliche Fluchtwege, die sie durch eine Heirat sieht, entpuppen sich als Sackgasse. Als Leser beobachtet man, wie sich dieser ungünstige Dauerzustand auf Lucias Psyche auswirkt. Eigentlich eine sehr traurige Geschichte, die aber durch den lebendigen und flüssigen Schreibstil nicht so sehr runterzieht, wie sie es könnte. Für den Schreibstil würde ich auch 4 Sterne vergeben.

Was mir leider gar nicht gefallen hat, ist der Eindruck, dass die Geschichte durch die berühmten Namen gefördert werden soll. Sämtliche beteiligten Personen haben allen Briefverkehr mit Lucia vernichtet. Auch die Patientenakte von Doktor Jung existiert nicht mehr.  Sämtliche Gedanken und Gefühle Lucias sind Fiktion. Ein paar Eckdaten sind zwar historisch belegt, aber was ist mit dem Rest? Gerade die „Bombe“, die die Autorin zum Ende des Buches platzen lässt, stößt mir dabei bitter auf. Das finde ich schade, denn ich habe das Buch hat gerne gelesen und ich habe mit Lucia mitgelitten, aber mir wäre diese Geschichte lieber gewesen ohne die berühmten Namen, wenn sich so wenig belegen lässt. Hierfür ziehe ich 1 Stern ab.