Rezension

Traurige Kindheitserinnerung

Junge rettet Freund aus Teich - Heinz Strunk

Junge rettet Freund aus Teich
von Heinz Strunk

Bewertet mit 3 Sternen

Die meisten Protagonisten in Heinz Strunks Werken sind Alter Egos von ihm – das ist bekannt. „Junge rettet Freund aus Teich“ ist aber noch ein Stück weit autobiografischer als Strunks andere Werke und daher auch etwas anders, als die Romane die man sonst so von ihm kennt. Es ist ein Erinnerungsbuch: Heinz Strunk schreibt über das Leben eines Heranwachsenden in den 1960er und 70er – zwar sind fiktionale Elemente eingestreut, aber im Grunde ist es sein Leben. Strunk heißt eigentlich Mathias Halfpape und wurde in Hamburg-Harburg geboren. Mathias Halfpape heißt auch der Ich-Erzähler des Romans. Er lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter bei den Großeltern in Hamburg-Harburg. Die Mutter arbeitet als Musik-Lehrerin und hat wenig Zeit für Mathias, erzogen wird er im Grunde von den Großeltern.

 Strunk gliedert seinen Roman in drei Zeitabschnitte. Wir erleben Mathias einmal 1966 als 6-Jährigen, 1970 im Alter von 10 und 1974 als 14-jährigen Teenager. Der Schreibstil ist immer dem jeweiligen Alter angepasst. So verwendet der 6-Jährige eine wesentlich naivere Sprache und die Sätze sind kürzer als beim 14-Jährigen. Strunk ist bekanntermaßen der Meister der erzählten Depression – auch die Kindheitserinnerungen in „Junge rettet Freund aus Teich“ sind überlagert von einem bitteren Beigeschmack. Am Anfang, 1966, ist die Welt noch in Ordnung. Mathias wird von den Großeltern umsorgt und lebt das glückliche Leben eines kleinen Jungen. Der zweite Teil hat dann etwas von jugendlicher Abenteuerromantik auf dem Land – es zeigen sich aber schon erste Risse in der Idylle. Im dritten Teil folgt dann Schlimmeres auf Schlimmes: Depression der Mutter, die Großeltern bauen ab, der Großvater kommt ins Heim.

Strunk beweist mit diesem Roman, dass er ein ernstzunehmender Literat ist und der Roman hat deutlich seine Stärken: zum Beispiel seine Charakterbeschreibungen oder wie er den Verfall der Großeltern schildert. Auch wer auf 60er- und 70er-Nostaglie steht, kommt hier nicht zu kurz. Trotzdem kommt der Roman meiner Meinung nach nicht an andere Werke von Strunk ran. Die Erzählform habe ich in der Summe als sehr distanziert empfunden, die Erlebnisse verlieren auch ein bisschen Gewicht, weil Strunk sie einfach nur aneinanderreiht und herunter erzählt. Eine richtig packende Erzählung kann so einfach nicht entstehen. Das hat mir sehr gefehlt.