Rezension

Trauriges Fazit zur Generation Y

So enden wir - Daniel Galera

So enden wir
von Daniel Galera

Bewertet mit 2 Sternen

Daniel Galera beschreibt in seinem Roman drei, so kann man wahrscheinlich wohl sagen, typische Vertreter der Generation Y: Ende der 90er, zu Beginn des Internets bildeten die 'Erzähler' des Romans, Aurora, Antero und Emiliano zusammen mit anderen eine literarische Vereinigung um den genialen Schriftsteller Duke. Damals blickten alle optimistisch in die Zukunft, in der ihnen dank der neuen technischen Errungenschaften die ganze Welt zu Füßen liegen sollte und ließen ihre Kreativität auf unterschiedlichen Kanälen in die Winkel des WWWs fließen.
2014 sind die Menschen der ständigen Befriedigung der meisten Gelüste durch das Internet überdrüssig geworden, gegen Hitze und Kriminalität hat man noch keine Lösung gefunden, die soziale Ungerechtigkeit wächst, Frauen werden immer noch nicht als vollwertige Fachkolleginnen anerkannt und Duke wird auf offener Straße ermordet. Zu seiner Beerdigung treffen Aurora, Antero und Emiliano wieder zusammen und wir erfahren aus wechselnden Perspektiven davon, wie ihr Leben aktuell aussieht. 
Da ist vor allem erst einmal Ernüchterung. Wirklich glücklich ist keiner der drei. Alle haben sich von ihren revolutionären Schriftergüssen der 90er emanzipiert, leben teilweise das, was sie damals noch verurteilt haben und verraten ihre Ideale, um ihr Leben zu finanzieren. Liebe findet sich in den Leben der drei Hauptfiguren nur noch rudimentär wieder, allenfalls ihre beruflichen Projekte lassen einen Anflug von Leidenschaft erkennen. 
Es ist ein trauriges Fazit, dass Galera über die dargestellte Gesellschaft und meine Generation fällt. Die abgestumpfte Darstellung sexueller Interaktion und Befriedigung lässt einen ebenfalls extrem ernüchtert zurück und wäre für mich (vor allem in dem Ausmaß) gar nicht nötig gewesen, um die Charakterisierung abzurunden. Zwar ist das mit ein Aspekt, der prägend ist - der Verlust der Möglichkeit zur Befriedigung durch liebevolle Interaktion aufgrund der individuellen Befriedigung alleine und dem Konsum von ständig verfügbaren sexuellen Stimulationen durch Pornovideos und Co, doch scheint dies fast ein Hauptanliegen des Romans zu sein. Die Gewichtung ist für mich einfach falsch. Der fast mystische, symbolische Hoffnungsschimmer am Ende des Romans kommt daher auch unnatürlich daher und passt nicht zum Rest des Buches.
Das angebliche 'Geheimnis', dass Duke in seinen Werken laut Klappentext hinterlassen hat, kommt übrigens gar nicht zur Sprache  - ein Fehler des Verlages, der bei den Lesern komplett falsche Erwartungen schürt. Hier wird keine (!) Geschichte erzählt, hier wird lediglich eine Generation und eine Zeit extrem nüchtern, wenn auch realistisch charakterisiert. 
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. April 2018 um 23:11

Das ist aber doch nicht die Schuld und Verantwortung des Autors, dass der Klappentext falsche Erwartungen weckt. Mit 2 Sternen eindeutig zu niedrig bewertet.

MrsFraser kommentierte am 26. April 2018 um 14:00

Ich bewerte in meinen Rezis auch nicht das Können des Autors alleine, sondern das Buch als Komplettpaket. ;) Da gehört das für mich dazu. Die Umschlaggestaltung finde ich ebenfalls total nichtssagend. Insgesamt war es einfach ein Buch, das mich persönlich komplett enttäuscht und gelangweilt hat, auch wenn der Autor gut schreiben kann, vergebe ich dann keine gute Bewertung.