Rezension

trauriges Thema an rosaroten Kitsch verschwendet

P.S. Ich liebe Dich - Cecelia Ahern

P.S. Ich liebe Dich
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 1 Sternen

"P.S. Ich liebe Dich" von Cecelia Ahern ist mal wieder ein klischeehafter Frauenroman ohne wirkliche Daseinsberechtigung. Für mich ist es jedes Mal wieder ein Rätsel, wie sich solche Bücher so gut verkaufen lassen (und ja, auch warum ich ihnen in regelmäßigen - aber größer werdenden Abständen - eine Chance gebe).

Kurz zum ziemlich platten Inhalt: Hollys Mann Gerry verstirbt kurz vor ihrem 30. Geburtstag an einem Hirntumor. Nach der anfänglichen Trauerphase findet Holly heraus, dass Gerry ihr eine Art Liste hinterlassen hatte, neun Briefe für die folgenden neun Monate, in denen er ihr Ratschläge und Aufgaben gibt, wie sie ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen bekommt...

Bei dem Inhalt, den auch der Klappentext verspricht, könnte man ja noch auf eine traurig-romantische Geschichte mit wirklich großem Herzschmerz-Potenzial hoffen. Leider bleibt es aber auch nur bei der Hoffnung, denn das Buch hat schlicht nichts zu bieten, was diese Story interessant verarbeiten könnte.

So ist schon der Inhalt dieses monatlichen Briefes teilweise mehr als lachhaft. "Kauf dir eine Nachtischlampe!" oder "Kauf dir was schönes zum Anziehen" sind ja wohl kaum die aufmunternden Worte, die man als trauernde Witwe hören muss, um aus seinem Depressionsloch zu entkommen - vor allem, wenn ein solcher Spruch alles ist, was für einen ganzen Monat reichen soll. Natürlich endet jeder dieser Ein-Satz-Briefe auch noch mit dem Satz "P.S. Ich liebe Dich" - irgendwoher muss der Titel ja kommen.

Die Oberflächlichkeit, die in diesen Briefen steckt, hält sich auch in allen anderen Bereichen dieses Roman aufrecht. Die Charaktere sind alle ganz fürchterlich platt und eindimensional, wirklich der allerschlimmste langweilige, farblose Einheitsbrei. Alle Frauen sind schlank und irgendwie hübsch und machen ständig Party oder zicken rum - "Disco-Diva" Holly, die sich dabei aufführt wie eine vorpubertäre, alberne Göre, macht entweder Party und ist dabei traurig oder zickt rum, wobei ihre dann vorhandene Schlagfertigkeit manchmal überhaupt nicht mehr in den vorher aufgebauten unsicheren, depressiven Charakter passen will. Dazu kommt noch der super-tolle, super-schwule Super-Friseur - denn was machen Frauen, wenn sie traurig sind? Sie gehen zum Friseur. Klischee komm raus, du bist umzingelt.

Desweiteren tut es fast körperlich weh, wie schlimm rosarot die Welt abgesehen von Hollys Trauer ist. Alles läuft gut, Hollys eine Freundin findet die Liebe ihres Lebens, die andere wird schwanger, Holly selbst ergattert auf Anhieb (und auf Gerrys Anweisung) einen Traumjob, für den sie nicht die allergeringste Qualifikation besitzt, gleichzeitig lernt sie noch einen neuen Typen kennen und hat aber, weil sie ja ach so toll ist, sowieso ständig einen Interessenten an der Backe, promotet gleichzeitig noch einen Pub, verschafft ihrem verzweifelten Bruder mal eben so eine neue Lebensperspektive, genauso wie der frustrierten Sekretärin an ihrer neuen Arbeitsstelle und ihrem Bruder einen Einstieg ins Filmgeschäft, mit einem absolut belanglosen Partyfilm, der in Irland angeblich auf Anhieb Millionenquoten erreichte...und natürlich trifft sie "zufällig" ständig irgendwen - Dublin scheint ein Kaff zu sein...oder nein, doch nicht. Irgendwo muss die Millionenquote ja hergekommen sein. Unrealistisch, unrealistisch, UNREALISTISCH!!!

Es ist wirklich manchmal so ekelhaft über-kitschig, dass ich das lesen kaum ertragen konnte. Soviel Stuss auf einem Haufen haben ich selten ertragen und auch die kleinen Witzchen konnten bei der platten Story und den platten Charakteren nichts mehr rausreißen. Dazu kommt auch noch eine absolut talentfreie Autorin mit dem Wortschatz einer Vorschülerin und einer dermaßen einfallslosen Sprache, dass es mich doch sehr wundern sollte, hätte Frau Ahern jemals einen Verlag gefunden, wenn sie nicht zufällig die Tochter eines irischen Ministerpräsidenten wäre. Vitamin B vermarktet anscheinend wirklich alles.

Ich denke, dass ich trotz der traurigen Geschichte bei der ganzen Realitätsferne und Plattheit nicht eine einzige Träne verdrückt habe und bei den Romantikversuchen der Autorin auch keine Schmetterlinge gefühlt habe, ist kaum noch erwähnenswert. Dabei wohne ich eigentlich sehr nahe an Emotionshausen und kann bei traurigen Geschichten heulen wie ein Wasserfall.

Wer also nicht gerade auf den allerschlimmsten Kitsch steht, sollte einfach nur die Finger von diesem Buch lassen. Es ist eines meiner größten Enttäuschungen seit langem!