Rezension

Treffend und schmerzhaft

Einer von uns - Daniel Magariel

Einer von uns
von Daniel Magariel

Bewertet mit 5 Sternen

Der „Krieg“ ist vorbei, der Sorgerechtsstreit gewonnen, und so kann das neue Leben in New Mexico beginnen! Voller Vorfreude startet unser Ich-Erzähler mit seinem Vater und seinem älteren Bruder in diesen Neuanfang. Die Fahrt ist aufregend, die Strecke malerisch, das neue Appartement vielversprechend. Doch schon bald bröckelt die schöne Fassade. Der Vater wird immer unberechenbarer, seine Stimmung schwankt stark, Drohungen und Gewalt wechseln sich mit Liebesbekundungen und das Einschwören auf den Familienzusammenhalt ab. Wir gegen den Rest der Welt. Doch auch die finanzielle Lage wird immer prekärer und die Jungs merken irgendwann, dass ihr Vater tief im Drogensumpf steckt.

Magariel erzählt in „Einer von uns“ eine bedrückende Geschichte von Manipulation, Gewalt und Ausweglosigkeit. Gefangen zwischen einem unberechenbaren Vater, einer passiven Mutter; Liebe auf der einen und wachsender Verzweiflung auf der anderen Seite versuchen die Jungs ihr Leben irgendwie zu meistern. Doch ihre Lage scheint immer schlimmer zu werden.

Neben der Stimmung fand ich besonders die Charakterentwicklung sehr gelungen: Obwohl er noch so jung ist, reflektiert unser Erzähler Dinge und Taten aus seiner Vergangenheit, sieht manches mit anderen Augen und beginnt immer mehr die Beziehung zu seinem hoch manipulativen Vater zu hinterfragen. Auch dessen wechselnde Stimmungen und den Einfluss, den er auf seine Söhne ausübt sind treffend beschrieben. Es ist zum Teil wirklich schwer zu ertragen, was man hier lesen muss aber aus der Hand legen konnte ich das Buch trotzdem nicht. Die Abwärtsspirale gepaart mit der Hoffnung des Lesers auf einen Ausweg, auf Hilfe für die Jungs erzeugen einen absoluten Lesesog.

Dieser Debütroman mag kurz sein, dafür kommt er mit umso mehr Wucht daher. Treffend, schmerzhaft und absolut rund. Definitiv eine Empfehlung.