Rezension

Trist statt grün

Lügenmauer - Barbara Bierach

Lügenmauer
von Barbara Bierach

Zum Inhalt:
Emma ist Protestantin, geschieden und alleinerziehend und damit weit entfernt von dem, was im konservativen, katholischen Irland gerne gesehen wird. Durch ihr Können hat sie sich gegen alle Widerstände ihren Rang innerhalb der Polizei in Sligo erarbeitet. Als ein hoher protestantischer Geistlicher ermordet wird, muss sie dieses Können anwenden und sticht bei ihren Ermittlungen in einige Wespennester, die teilweise schon vor 40 Jahren gebaut wurden.

Mein Eindruck:
Der erste Fall für Emma sollte nicht ihr letzter sein, - falls sie nicht in der Zeit bis zu ihrem zweiten Buch wegen Tablettensucht suspendiert wird (ja, schon wieder ein/e Ermittler/in mit Problemen!!). Barbara Bierach hat sich viel Mühe gegeben, ein passendes Team mit ausbaufähigen Charakteren um die Polizistin herum aufzubauen. Die Hauptfiguren besitzen Ecken, Kanten und genügend Grautöne, um interessante und unerwartete Aktionen abzuliefern.
Der Mordfall ist spektakulär und auch in heutiger Zeit gut gewählt: Ein religiöses Umfeld, das wegen der gebotenen Political Correctness mit aller Vorsicht zu behandeln ist. Zur Not mit so viel Fingerspitzengefühl, dass die Ermittlungen behindert werden und in falsche Richtungen abdriften, um nur ja nicht jemandem auf die Füße zu steigen.
Gut gefallen die Reminiszenzen an die Vergangenheit, das bigotte Leben damals und der Schluss, wenn er auch wohl unglaubhaft ist.
Allerdings hätte ich mir mehr Differenziertheit in den Nebenfiguren gewünscht: Diese sind eindimensional gut oder schlecht, in der Kirche gibt es nur bösartige und machtgeile Menschen und die Frauen kuschen, - jetzt wie damals. Emma bildet zwar eine Ausnahme, kämpft dafür aber mit anderen Dämonen, - eine starke Frau sieht anders aus.

Fazit:
Ich wünsche mir den nächsten Fall nicht ganz so traurig, - schließlich ist Irland grün und nicht nur grau!