Rezension

Trotz eigenwilliger Struktur ein sehr solider Roman

1793 - Niklas Natt Och Dag

1793
von Niklas Natt och Dag

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir persönlich etwas schwer.
Die einzelnen Charaktere starten von unterschiedlichen Punkten aus, was normalerweise kein Problem ist. Mich hat es allerdings etwas gestört, dass diese Erzählstränge nicht parallel „erlebt“ werden, sondern man immer erst einen Erzählstrang bis zum Punkt Z zu Ende geht, bevor man den nächsten Charakter wieder vom Anfang bis zu diesem Punkt Z begleitet. Zu diesem Zeitpunkt ist die Geschichte dann zwar schon recht spannend, der Weg dorthin aber einfach nur sehr mühselig. Hier hätte ich mir eher kleinere Kapitel und dafür einen geringeren Charakterfortschritt gewünscht.

Außerdem ist das Buch in einzelne Teile gegliedert, in denen jedes Mal ein neuer – zuvor unbekannter Charakter – die Hauptrolle spielt. Diese Abschnitte sind zwar keineswegs uninteressant, reißen den Leser aber vollkommen aus der eigentlichen Geschichte und es dauert viel zu lange, bis man versteht, wie sich diese Einzelgeschichten ins große Ganze fügen.

Während mich die Struktur zum Teil nicht wirklich begeistern konnte, gefiel mir der Schreibstil umso besser. Dieser wechselt je nach Charakter und Situation mal von „einfach“ zu intelligent und die Erzählweise ist dabei eher „theatralisch“. Dadurch wird man als Leser am Anfang der meisten Kapitel mit ausführlichen Beschreibungen des Ortes, seiner Umgebung und eventuellen Charakteren in die Szene eingeführt, die schließlich in mal mehr, mal weniger viel Dialog endet.

Außerdem ist das Buch so gekonnt geschrieben, dass so etwas wie eine Hinrichtung – die aus der Feder so mancher anderer Autoren wohl so banal wie ein Schnitt im Finger durch ein Blatt Papier wirkt - mich doch deutlich zum Schlucken gebracht hat.  

Auch wenn meine Rezension eher kritisch klingt, überzeugen mich der Schreibstil und die Struktur des Buches am Ende doch. Außerdem erlebt man im Verlauf der Geschichte doch die ein oder andere unvorhersehbare Wendung, durch die mir das Buch noch länger im Kopf bleiben wird.

 

Fazit

Man sollte bedenken, dass dieses Buch ein Roman ist - kein Thriller oder Krimi - und damit gar nicht den Anspruch an sich selbst stellt, den Leser von einer spannungsgeladenen Szene in die nächste zu befördern. Wer sich darauf einlassen kann, darf sich über eine spannende Geschichte voller schicksalhafter Verstrickungen und böser Überraschungen freuen.