Rezension

Trotz einiger Schwächen ein unglaublich berührendes Jugendbuch mit einer authentischen Protagonistin

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Meine Meinung:

Ein schönes Cover mit einer tollen Typografie und ein Klappentext, der mich auf eine berührende Geschichte hoffen ließ. Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, weil es wirklich genau meinem Lesegeschmack entsprach. Ich habe allerdings anfangs viele Seiten gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen, da sie Längen hatte und mich anfangs nicht berühren konnte.

Das ganze Buch besteht aus Briefen, die die Protagonistin Laurel an verstorbene Persönlichkeiten schreibt. Die Idee dahinter finde ich sehr schön und dadurch, dass man als Leser die Briefe wie eine Art Tagebuch liest, erfährt man die innersten Gedanken und Gefühle der Protagonistin. Ihre Ehrlichkeit macht Laurel zu einer authentischen Protagonistin und ermöglicht gleichzeitig ein sehr persönliches Leseerlebnis.
Die Sprache kommt ganz locker und umgangssprachlich daher – zugleich ist das Buch sehr tiefgründig und bewegend. Diese Kombination finde ich sehr gelungen und passend für die Briefform des Jugendbuches.

Die Charaktere sind vielschichtig und Laurel ist mir gleich ans Herz gewachsen.
Laurel durchläuft einen Reifeprozess. Anfangs verdrängt sie ihre eigene Identität und imitiert ihre Schwester, aber im Laufe der Geschichte wird sie selbstbewusst und entwickelt sich zu einem starken Charakter.
Als Leser verarbeitet man mit Laurel zusammen den Tod ihrer Schwester May und die damit verbundenen, verschiedenen Emotionen. Die Trauer, die Wut und die Schuldgefühle. Im Laufe der Geschichte kommt man Geheimnissen auf die Spur, Wahrheiten, die Laurel bisher immer verdrängt hatte. Dieses Herantasten an verborgene Wahrheiten hat mir unheimlich gut gefallen und es hat eine gewisse Spannung erzeugt, die mich ab ungefähr einem Drittel des Buches mitgerissen hat. Als ich bei der Hälfte angelangt war, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und je mehr ich gelesen hatte, desto öfter musste ich schlucken und die geschriebenen Worte Laurel´s verdauen.
Von den anfänglichen Längen war nichts mehr zu spüren - die Geschichte der beiden Schwestern hat mich mitgenommen, gepackt und tief berührt.
Aber sie hat mich auch zum Nachdenken angeregt und einige Fragen in mir aufgeworfen.

Ein weiterer Bestandteil des Buches ist eine Liebesgeschichte zwischen Laurel und dem Junge Sky. Die Geschichte der beiden hat mich ebenfalls berührt, dennoch nimmt die Geschichte der beiden Schwestern den größten Teil des Buches ein und das ist auch richtig so.
Ein weiterer negativer Aspekt, neben der anfänglichen Längen, ist, dass ich May gegenüber zwiegespalten bin. Einerseits hat sie viele positive Eigenschaften, andererseits hat sie mich sehr wütend gemacht und mein Mitleid für Laurel wurde noch größer.
Ein weiterer großer Pluspunkt des Buches ist die Wahl der Persönlichkeiten und die persönlichen Bezüge der Protagonistin zu ihnen. Beispielsweise Kurt Cobain, der immer der Lieblingssänger von May und Laurel war. Die Autorin baut viele Songs ein, die eine Bedeutung für Laurel haben und erstellt damit eine Art Playlist für den Leser. Durch die vielen Informationen, die Ava Dellaira über die Prominente dem Leser gibt, erfährt man immer mehr über den Charakter Laurels und öfters habe ich das Buch aus der Hand gelegt und mehr über die verstorbenen Persönlichkeiten erfahren wollen.

Mein Fazit:

Trotz einiger Schwächen kann ich euch dieses Buch ans Herz legen, da es mich tief berühren konnte  und eine wunderschöne Geschichte erzählt mit einer authentischen Protagonistin.
Die Briefform des Buches und die vielen Songs, die die Autorin einfließen lässt, machen das Buch besonders und einzigartig.