Rezension

Trotz kleiner Mängel ein Buch, was man gelesen haben muss

Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke - Julia Dippel

Cassardim 1: Jenseits der goldenen Brücke
von Julia Dippel

Bewertet mit 5 Sternen

Trotz kleiner Mängel ein Buch, was man gelesen haben muss

Inhalt:
Amaia ist gerade sechzehn geworden – zum achten Mal. Warum ihre Familie so langsam altert und warum sie keinem ihrer fünf Geschwister ähnelt, möchte Amaia unbedingt herausfinden, aber ihre Eltern tun alles, um dieses Familiengeheimnis zu wahren – ständige Umzüge, strenge Regeln und Gedankenkontrolle inklusive. Amaia sieht ihre Chance gekommen, als ihre älteren Brüder eines Tages einen Gefangenen mit nach Hause bringen: den geheimnisvollen wie gefährlichen Noár, der ebenso wenig menschlich ist wie sie. Doch dann wird Amaias Familie angegriffen und plötzlich ist Noár ihre letzte Hoffnung: Er verlässt mit ihnen die Menschenwelt und bringt sie nach Cassardim, ins Reich der Toten, wo Amaia zwischen Intrigen, Armeen, lebendig gewordenen Landschaften, unwirklichen Kreaturen und mächtigen Fürstenhäusern endlich ihre Antworten findet – und ihr Herz verliert.
 
Meinung:
Amaia ist zum achten Mal sechzehn geworden. Dabei weiß sie gar nicht so genau, warum ihre gesamte Familie nur so langsam altert. Denn ihre Eltern machen ein großes Geheimnis um diese Sache und versuchen sehr zurückgezogen zu leben. So sind häufige Umzüge normal und es gibt knallharte Regeln zu befolgen, sogar vor Gedankenkontrolle schrecken Amaias Eltern nicht zurück. Amaia ist dabei die einzige der Geschwister die sich ab und an gegen die Gedankenkontrolle zur Wehr setzen kann. Eines Tages sieht Amaia jedoch ihre Chance gekommen Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen. Denn ihre beiden Brüder bringen einen Gefangenen mit nach Hause. Der geheimnisvolle Noár bringt eine Seite in Amaia zum Vorschein, die ihr noch gar nicht bewusst war und plötzlich befindet sie sich in einem riesigen Abenteuer.

Auf dieses Buch bin ich schon in der Verlagsvorschau aufmerksam geworden. Da ich aber öfter meine Schwierigkeiten mit deutschen Jugendbuchautorinnen habe und ich bisher noch nichts von Autorin Julia Dippel gelesen hatte, habe ich erst einmal einen Bogen um das Buch gemacht. Nachdem ich aber immer mehr sehr begeisterte Meinungen zu diesem Buch gelesen habe und oft das Wort „Jahreshighlight“ fiel, musste ich mir selbst meine eigene Meinung über das Buch bilden.

Ab der ersten Seite wird der Leser dabei nicht geschont. Denn es geht sofort sehr temporeich zur Sache. Zeit für Verschnaufpausen gibt es das ganze Buch so gut wie gar nicht. Immer passiert wieder etwas total überraschendes und packendes. Neben dem hohen Erzähltempo weist die Geschichte immer wieder Überraschungsmomente auf. Als Vielleser ahnt man zwar, dass hinter gewissen Geschehnissen mehr steckt, als man zunächst erfährt, aber auf keine der dann eintreffenden Situationen war ich dann wirklich vorbereitet. Ich wurde mehrmals überrascht und fieberte der nächsten Enthüllung schon ungeduldig entgegen.

Auch die Welt, die Julia Dippel mit Cassardim geschaffen hat, habe ich so in dieser Form noch nicht gelesen. Ich mochte die vielen fantastischen Ideen und Einfälle. Passend dazu gibt es auch eine Karte von Cassardim im Buch zu betrachten. So kann man sich die ganze Welt noch besser vorstellen. Besonders fasziniert war ich vom goldenen Berg, in dem ein Großteil der Geschichte spielt. Besonders toll empfand ich die Kommunikation zwischen Amaia und diesem Berg, die mir doch das ein oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Amaia erzählt, die wirklich eine sehr taffe und nicht auf den Mund gefallene Protagonistin ist. Nur wenn es um den geheimnisvollen Noár geht, setzt ihr Verstand gerne einmal aus. Amaia nimmt sich diesbezüglich gerne selbst auf die Schippe, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Dennoch muss ich leider auch festhalten, dass Amaia mir gerade gegen Ende der Geschichte mit ihrer Naivität ein wenig auf die Nerven ging.
Auch die weiteren Charaktere können überzeugen. Sei es Amaias Geschwister, wie der kleine Moe oder Amaias beste Freundin Zoey. Besonders Noár dürfte das Herz von weiblichen Leserherzen höherschlagen lassen, so ist er doch der typische Bad Boy Charakter. Aber auch Noárs Freunde sind genial skizziert.

Während des Lesens kommt man allerdings auch nicht drumherum Parallelen zum Reich der sieben Höfe zu ziehen. Denn Noár und die Gruppe seiner Freunde hat doch gewisse Ähnlichkeiten mit Rhysand und dessen Freunden. Ich empfand dies als kleinen Kritikpunkt an der Geschichte, da sich auch die Beziehung zwischen Amaia und Noár ein wenig mit der von Feyre und Rhysand ähnelte. Mir ist allerdings auch klar, dass das Rad nicht neu erfunden werden kann.

Fazit:
Trotzdem ich Dinge zu bemängeln habe, kann ich nichts anderes als 5 Hörnchen vergeben. Denn die Geschichte hat alles was ein guter Fantasyjugendbuchschmöker haben sollte: eine taffe Protagonistin, eine fantasievolle Welt, interessante Charaktere sowie jede Menge Intrigen und Überraschungsmomente. Aufgrund dessen gibt es am Ende von mir sehr knappe 5 von 5 Hörnchen. Ich kann die begeisterten Stimmen zu dem Buch auf jeden Fall nachvollziehen.