Rezension

Trotz kleiner Schwächen gute Unterhaltung

Löwenzahnkind - Lina Bengtsdotter

Löwenzahnkind
von Lina Bengtsdotter

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Schülerin Annabelle Roos aus der westschwedischen Kleinstadt Gullspång wird vermisst. Kommissarin Charline Lager genannt „Charlie“ und ihr Kollege Anders Bratt werden zur Unterstützung in den Ort geschickt. Dabei hatte sich Charlie vorgenommen, nie wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Nun aber muss sich sich neben ihrer Ermittlungsarbeit auch ihrer Vergangenheit stellen.

Lina Bengtsdotter hat mich relativ schnell in den ersten Fall von Charlie Lager hinein gezogen. Aufgeteilt in vier Handlungsstränge erfahre ich alles aus den letzten Stunden des verschwundenen Mädchens; werde mit der Vergangenheit von Charlie bekannt gemacht, die mit 14 diesen Ort verlassen hat; lerne Rosa und Alice kennen, bei denen mir erst sehr spät klar wird, wie sie in diese Geschichte hinein passen und bin bei den momentanen Ermittlungen dabei.
Mit Charlie, die die Karriereleiter recht flott hochgestiegen ist, bin ich bis zum Schluss der Geschichte nicht richtig warm geworden. Vielleicht auch deshalb, weil Ermittler, die so stark mit ihren eigenen Problemen behaftet sind, nicht mein Fall sind. Teils hat sie mir leid getan, teils habe ich nur gedacht, Mädel, werd doch endlich erwachsen und mal klar im Kopf. Denn egal ob Männer, Alkohol oder Tabletten – sie bekommt von allem nie genug.
Aber auch die weiteren Mitspieler haben nicht das Potential als besonders liebenswert rüber zu kommen. Das mag an der grau in grau dargestellten Umgebung liegen, der Tristesse des Ortes – in der Vergangenheit und heute auch noch. Die Ausweglosigkeit der Jugendlichen hat mich betroffen gemacht und ich kann verstehen, dass der ein oder andere „abhauen“ will. Genau so, wie es Charlie getan hat.
In das alte, verwitterte Haus in Lyckebo, wo Charlie ihre Kindheit mit ihrer Mutter verbracht hat, habe ich mich sofort verliebt. Alles andere ist nicht mein Fall.
Die Geschichte selbst ist durch die vielen Kapitel gut lesbar und gut verständlich. Die vier Handlungsstränge fügen sich ganz langsam zu einem dicken Seil zusammen. Das Ende und die Auflösung werden sehr gut nachvollziehbar abgehandelt.
Der Fall der Annabelle Roos handelt von den vielfältigen Problemen der Teenager in Gullspång, von Unfällen und Mord, von Freundschaft und Vergangenheitsbewältigung, von Verlust und Trauer, von enttäuschter Liebe und Resignation.
Obwohl die Geschichte durchgängig eine Düsternis ausstrahlt, habe ich es genossen bei der Auflösung dabei sein zu dürfen. Trotz der zumeist unsympathischen Charaktere habe ich mich gut unterhalten gefühlt und bin gespannt auf den nächsten Fall von Charlie Lager & Co.