Rezension

trotz kleiner Spannungspausen atemberaubend

Panic - Wer Angst hat, ist raus - Lauren Oliver

Panic - Wer Angst hat, ist raus
von Lauren Oliver

Zitat:
„Der Himmel verdunkelte sich; das Licht verblasste und damit auch die Farben, die in einem Strudel hinter der Linie aus Baumkronen jenseits der Klippe verschwanden. Als hätte jemand den Stöpsel gezogen.“
(S.18)

„Die Nacht war klar und ruhig. Der Halbmond stand hoch und verwandelte alles in Silhouetten, malte Kanten um den Zaun. Trotzdem war es dunkel.“
(S.89)

„Die Augen des Polizisten waren schmal und schlau. Sein Kiefer war wie ein rechter Winkel. Wenn er wollte, konnte er bestimmt ein mieses Schwein sein.“
(S.161)

Inhalt:
Carp ist eine Stadt im Nichts. Wahrscheinlich ist Panic deshalb entstanden. Weil es sonst nichts anderes gab. Und das Spiel findet jährlich statt. 
Nach dem Abschluss des Schuljahres beginnt das Spiel mit der ersten Herausforderung – einem Sprung von der Klippe. Panic dauert den ganzen Sommer an. Nur die Schulabgänger dürfen mitmachen. Der Gewinner bekommt den Jackpot. Dieser liegt in diesem Jahr bei 67.000 Dollar!

Auch Heather ist zum Strand gekommen. Am Abend, an dem Panic beginnt. Ihre Freundin Natalie will bei Panic dabei sein. Doch kurz darauf ist aufgrund einer Kurzschlussreaktion auch Heather mitten im Spiel. 

Die Aufgaben werden immer schwieriger und gefährlicher. Heather hat in Natalie und Dodge Verbündete im Spiel gefunden. Es gibt eine Abmachung zwischen ihnen. Auch ihr guter Freund Bishop steht Heather zur Seite, auch wenn er nicht im Spiel ist. Doch langsam wird Panic ein Spiel auf Leben und Tod. Und niemand kann die Spieler schützen.

Meinung:
„Panic“ ist ein Buch, auf das ich mich wirklich sehr gefreut habe. Der Klappentext und die Beschreibung klangen für mich ziemlich vielversprechend. Die sehr gelungene Optik, mit der „Panic“ daherkommt, war dann letztendlich noch das Sahnehäubchen.

Und so begann ich mit der Geschichte, kaum dass „Panic“ bei mir angekommen war. Gleich von den ersten Seiten an wird kontinuierlich Spannung aufgebaut. Der Anfang für schöne Lesestunden war somit bereitet und so tauchte ich in die Geschichte ein.

An der Seite von Heather fühlte ich mich gut aufgehoben. Die Protagonistin mochte ich vom ersten Augenblick an. Ich verstand ihre Gefühle und konnte nachvollziehen, warum sie handelte, wie sie handelte. Ihr Freund Matt hatte sie vor kurzem verlassen. Und dieser Schlussstrich war nicht gerade von der feinen Art. Insofern war es für mich absolut verständlich, weshalb sie plötzlich wider besseres Wissens doch beim Spiel dabei sein wollte. Sozusagen in letzter Sekunde ist sie dazu gestoßen. Es war wie ein Instinkt. Sie konnte nicht anders handeln.

Auch in die Lage von Dodge konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Hatte ich anfangs das Gefühl, dass ich es hier mit einem Looser zu tun hatte, verdrängten die weiteren Eindrücke von ihm diese erste Meinung eindrucksvoll. Denn Dodge nimmt aus einem ganz besonderen Grund an Panic teil. Und diesen konnte ich sehr gut verstehen. An seiner Stelle würde ich nicht anders vorgehen! Mit Dodge konnte ich aufgrund seiner Erlebnisse leiden, erfuhr jedoch auch eine Menge über seine eigentliche Stärke, zu der er einfach nur finden muss. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Über Lauren Olivers Schreibstil brauche ich mit Sicherheit nicht allzu viel zu sagen. Wie gewohnt, wurde ich fließend durch die Seiten getragen. Trotz der gespürten anklingenden Längen zwischen den jeweiligen Aufgaben hatte ich nie das Gefühl, das Buch zur Seite legen zu wollen. Natürlich habe ich mir gewünscht, dass so manche Aufgabe im Spiel doch etwas genauer und intensiver beschrieben wird. Die Herausforderungen in Panic waren ja immerhin die Hotspots, die Szenerien, die eine solche Geschichte tragen würden. Doch die Geschichte selbst konnte ich genießen, die Aufgaben erleben und mit den Charakteren fiebern und leiden. 

„Panic“ erlebte ich aus wechselnder Perspektive von Heather und Dodge in Vergangenheitsform. Die vorhandenen Dialoge erlaubten mir mitunter tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Charaktere. Mit ihnen sah ich den gestellten Aufgaben entgegen und schlug gedanklich so manches Mal die Hände über dem Kopf zusammen. Immer in dem Sinne, Lauren Oliver „wird ihren Charakteren das doch nicht wirklich zumuten wollen“…

Den geheimnisvollsten Charakter im Buch, Bishop, muss ich auf jeden Fall auch noch kurz erwähnen. Von Beginn an war er mir sympathisch, allein schon, weil er immer einen schützenden Arm über Heather gehalten hat. Die beiden hatten es vor Jahren zwar schon einmal miteinander versucht. Daraus geworden ist jedoch nichts. Seitdem sind sie die allerbesten Freunde, die ein Mädchen und ein Junge in entsprechendem Alter sein können. Bishop war mein heimlicher Lieblingscharakter. Seine Handlungen konnte ich, spätestens im Nachhinein, durchgehend verstehen.

Lauren Oliver bereitet bei fortschreitender Seitenzahl einen heftigen Showdown vor, den ich mit schnellen Herzschlägen genossen habe. So einfach war diese Situation nun wirklich nicht zu bestehen. Doch egal, wie es ausgegangen ist, konnte ich das anschließend beruhigende Finale begrüßen und mit der Geschichte innerlich abschließen.

Urteil:
In „Panic“ fand ich eine Geschichte, die mir trotz kleiner Spannungspausen den Atem rauben konnte und mich tief in abgründige Schicksale am Rande des eigentlichen Spiels entführte. Glaubhafte Charaktere mit nachvollziehbaren Handlungen ließen mich die Geschichte genießen. Die guten 4 Bücher hat „Panic“ definitiv verdient.

Für alle, die sich auf unbekannte und herausfordernde Aufgaben einlassen können, dabei das Umfeld der Charaktere kennenlernen möchten und sich nicht verunsichern lassen. Hier seid ihr richtig!

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