Rezension

Trotz Kritik lesenswert

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem die Autorin ihre letzten Romane in England angesiedelt hat, spielt diese Geschichte in Sachsen. Über diesen Spielortwechsel habe ich mich sehr gefreut, denn damit wird die Geschichte Deutschlands in den Blickpunkt gerückt.
Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht wie gedacht. Es ist doch etwas anderes, so ein gewichtiges, historisches Werk zu lesen. Direkt zu Beginn wurden immer mehr Figuren eingeführt, die mal mehr und mal weniger Raum einnahmen. Das hatte zur Folge, dass Einige im Verlauf der Geschichte doch etwas in Vergessenheit gerieten. Aber wie in ihren anderen Büchern, so hat die Autorin auch hier ein wunderbares Register angelegt, welches alle Personen genau auflistet. So konnte ich immer wieder nachschlagen, was den Lesegenuss deutlich verbesserte, weil es kaum zu Irritationen kam.
Ich muss gestehen, dass mir dieser Teil der deutschen Geschichte nahezu fremd ist, daher saugte ich alles in mich auf. Bei dem „echten“ historischen Teil gehe ich davon aus, dass er gewohnt sehr gut recherchiert ist. Die fiktiven Persönlichkeiten gliederten sich ihrerseits wunderbar in die Geschichte ein. Ich hätte der Autorin die Geschichte durchaus abgenommen, ohne Kenntnis der fiktiven Personen/Begebenheiten.
Alle Figuren haben mich für sich eingenommen, auch wenn ich leider zugeben muss, dass sie nur wenige Ecken und Kanten hatten. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten nahmen sie immer mehr Gestalt an, und die eine oder andere Figur wuchs mir regelrecht ans Herz, weil ihre Geschichte sehr berührend war. Andere Figuren blieben weitgehend ein wenig undurchsichtig, und verliehen der Geschichte so einen Hauch von Mystik. Doch in ihrer Gesamtheit boten sie etwas zu wenig Überraschungspotential und waren zu vorhersehbar. Mir hat das nicht allzu viel ausgemacht, aber auffällig war es trotzdem.
Was mir auch nur bedingt zugesagt hat war, dass man von den damaligen Kriegen wenig mitbekommt. Zwar fängt die Geschichte in dieser Beziehung sehr viel versprechend an, doch dann treten andere Dinge in den Vordergrund und verdrängen das Kriegsgeschehen nahezu vollständig. Ich bin zwar kein Freund von rollenden Köpfen und zu viel Blut, trotzdem hatte ich an dieser Stelle den Eindruck, dass noch irgendetwas fehlt.
Eine spannende Geschichte, und dadurch ein echter Pageturner. Trotz der Kritik sehr lesenswert!