Rezension

Trotz schwachem Start ein Highlight

Epidemie - Åsa Ericsdotter

Epidemie
von Åsa Ericsdotter

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Satz

Es geschieht in Rammstein.

Meinung

In Schweden hat die Gesundheitspartei das Regime übernommen, ihr Wahlversprechen: Wir machen Schweden wieder schlank und besiegen die „Fett-Epidemie“. Nach und nach wird der Abnehmwahn immer größer und Diätpräparate, Magen-Op’s und Gesundheitszentren werden zum Alltag vieler Menschen. Um diesem Wirbel zu entfliehen nimmt Landon sich eine Auszeit im Sommerhaus seiner Eltern und trifft dort auf Helena und ihre Tochter Molly, die vor den Abnehmforderungen des Staates geflohen sind. Keiner der drei ahnt, wie schlimm sich die Situation im Land noch zuspitzen soll.

Auf dem Cover ist eine feine weiße Sandschicht, die aussieht wie Zucker und ein absoluter Hingucker ist. Die Geschichte ist aus der Sicht eines Erzählers geschrieben, dieser folgt in kurzen Kapiteln den unterschiedlichsten Personen. Meistens dem Protagonisten Landon, doch auch verschiedenen Nebencharakteren oder dem Antagonisten. Der Anfang des Buches konnte mich irgendwie nicht so erreichen und fesseln. Es war nicht schlecht, aber auch nicht spannend. Als dann aber die eigentliche Handlung mit den „Fat-Camps“ und dem Verschwinden der Leute begann, war ich hin und weg und konnte teils gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Autorin hat die Panik und den Hass sehr gut eingefangen und an die Leser rübergebracht, mit vielen Beweggründen und plausiblen Erklärungen bekräftigt. Die Charaktere waren nichts besonderes oder stachen aus der Menge heraus, allerdings mache gerade dies sie authentisch und sympathisch. Der Protagonist Landon, der eher schüchtern und zurückhaltender auf seine Mitmenschen reagiert und von seiner langwierigen Freundin gerade erst getrennt ist, möchte am liebsten gar nichts von dieser Gesundheitspartei wissen oder gar damit zu tun haben. Doch gegen seine Gefühle für Helena wagt er nicht sich zu stellen und so macht er sich auf, diese zu retten und die Verantwortung für sie und Molly zu übernehmen. Er wächst bei seiner Suche über sich hinaus. Mutter und Tochter sind herzallerliebst und würden keiner Fliege etwas antun, trotzdem sind beide sehr direkt und keineswegs zurückhaltend. Johan Svärd ist, wie ich finde, kein typischer Antagonist in dem Sinne. So hat er nichts direkt gegen bestimmte Personen, sondern gegen eine Menschengruppe. Sein Antrieb und der Auslöser für diesen Hass sitzen anscheinend sehr tief, bleiben jedoch ungeklärt. Für sein Ziel geht er auch über Leichen.

Fazit

Bis auf den etwas schwachen Start, ein wirklich gutes Buch, dass zum Nachdenken anregt. Für einige könnte es vielleicht etwas zu brutal sein. 4/5 Sternen