Rezension

Trotz sehr guter Komponenten nicht ganz überzeugend

Kalte Seele, dunkles Herz - Wendy Walker

Kalte Seele, dunkles Herz
von Wendy Walker

Bewertet mit 3 Sternen

Wie ihre Schwester Emma, verschwand Cass vor 3 Jahren spurlos. Jetzt ist sie zurück und das trotz ihres zugegeben eher schwierigen Elternhauses (eine kleine Übertreibung am Rande). Denn alles was sie will, ist, dass ihre Schwester Emma, die zusammen mit ihr entführt wurde und die sie bei ihrer Flucht zurücklassen musste, gerettet wird. Aber Dr. Winter ist sich unsicher. Kann Cass' Geschichte so stimmen, oder warum lassen ein paar ihrer Aussagen ihr keine Ruhe???

Wie viele von euch wissen, bin ich ein begeisterter Thrillerleser. Und da ich bislang noch kein Buch von Wendy Walker gelesen habe und mich das Thema extrem ansprach, war ich natürlich gerne gewillt, es zu versuchen :)

Ihre Art zu schreiben und wie sie die unterschiedlichen Stränge aufgebaut hat, konnte mich überraschen und hat mir sehr gut gefallen. Hauptsächlich wird aus Cass' Perspektive erzählt, unterteilt in die Geschichte wie sich das Verschwinden und der Verbleib abgespielt haben sollen, sowie Rückblicke in ihre Vergangenheit mit ihrer Mutter, ihrem Elternhaus allgemein und vielen pikanten Details, die so manchen Leser bestimmt sprachlos zurücklassen werden. Wendy Walker nutzt hierfür menschliche Abgründe und soziopathische Elemente, die wahrscheinlich jedem von uns beim Lesen zu schaffen machen. 
So weit, so gut, dieser Teil hat mir ziemlich gut gefallen. Jedoch fließen viele unterschiedliche Charaktere in die Umstände ein, und so gut wie jeder davon hat"dunkle" Seiten, so dass es mir im Gesamtbild etwas zu "überkonstuiert" vorkam. 
Auch werden einige Inhalte für meinen Geschmack zu oft wiederholt und ausgebreitet, so entstanden für mich einige Längen, die dem ganzen Konstrukt etwas die Luft abgelassen haben. 
Eine Auflockerung erfahren wir zumeist in den Kapiteln, die aus Abby Winters Perspektive eingestreut werden. Diese treiben das Geschehen voran und bringen immer wieder etwas Schwung.

Tja, und dann kam das Ende... Ihr seht, ich bin immer noch ein bisschen platt. Denn das hat es echt in sich! Der Abschluss von Cass trauriger Geschichte wartet mit einer gehörigen Portion Spannung und vielen unerwarteten Wendungen auf, so dass die Seiten geradezu an mir vorbeiflogen! Spitze, anders kann ich es nicht ausdrücken. In diese Richtung hätte ich mir mehr gewünscht, denn das war wirklich thrillerlike. Für den Rest würde ich hingegen vermutlich eine andere Klassifizierung wählen.

Alles in allem konnte mich "Kalte Seele, dunkles Herz" nicht ganz überzeugen. Grundidee, Ende und Einblicke in das wirklich interessante Thema Narzissmus fand ich wirklich gelungen, jedoch hätte ein schnelleres Voranschreiten der Story der Spannung meiner Meinung nach gut getan.