Rezension

Trotz toller Hauptfigur nicht so stark wie Band 1

Affections 2: Zwischen Meer und Sternen - Katie Kling

Affections 2: Zwischen Meer und Sternen
von Katie Kling

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Nachdem Connor Rachel betrogen hat, hat diese ihn aus ihrem Leben verbannt und ein neues Leben mit neuem Job, neuer Wohnung und neuem Freund begonnen. Doch da sie in einer WG mit Yuki und Tattoo wohnt, die sie über Connor kennengelernt hat, kann sie es natürlich nicht vermeiden, ihrem Ex-Freund über den Weg zu laufen. Und Connor will Rachel zurück.

Meinung

„Barfuß durch die Nacht“, der erste Band dieser zweiteiligen Reihe, hat mich im letzten Jahr sehr positiv überrascht. Zwar handelte es sich zunächst scheinbar um die typische „Good Girl, Bad Boy“-Geschichte, doch Rachel war eine sehr angenehme Hauptfigur, witzig, ließ sich nicht unterkriegen und vor allem wurden neben der Liebesgeschichte auch noch andere Aspekte ihres Lebens behandelt, sodass sie nicht wirkte, als wäre sie komplett abhängig von dieser Beziehung.

Diesem Trend folgt „Zwischen Meer und Sternen“ leider nur teilweise. Angenehm fand ich, dass es auch in diesem Buch viel um Rachels Arbeitsleben und ihre berufliche Entwicklung geht, wobei unter anderem Themen wie Sexismus oder Verantwortung für andere angeschnitten werden. Dieser Aspekt macht den Roman auch zu einem tollen Vertreter des „New Adult“-Genres, da sich davon sicher auch ältere Leser*innen angesprochen fühlen, denen Jugendbücher nicht mehr lebensnah genug sind.
Nach Rachels Auszug am Ende des ersten Bandes ist das Thema familiäre Konflikte jedoch etwas weiter in den Hintergrund gerückt und vor allem Rachels zuvor äußerst schwierige Mutter scheint mittlerweile sehr zahm zu sein. Nicht, dass ich Rachel weiterhin schwierige Familienverhältnisse gewünscht hätte, doch mir fehlte ein wenig ihre persönliche Entwicklung, die sie im ersten Buch anhand dieser Konflikte durchgemacht hat.

Als Hauptfigur fand ich Rachel weiterhin sympathisch und vor allem unterhaltsam, nicht zuletzt aufgrund ihrer gesunden Portion Selbstironie. Gerade ihre Einstellung zum Thema Essen sorgt nicht nur für den ein oder anderen lustigen Kommentar ihrerseits sondern ist auch absolut angenehm im Meer von Protagonistinnen, die ein negatives Bild ihres Körpers haben und sich kaum erlauben, Essen zu genießen.
Sie ist eine selbstbewusste und unabhängige Frau und in der Lage deutlich zu machen, was sie will und was ihr passt oder nicht, was ebenfalls nicht selbstverständlich für Hauptfiguren aber ein gutes Vorbild für die Leser*innen ist.

Die Entwicklungen in Rachels Liebesleben fand ich allerdings häufig nicht nachvollziehbar. Zu Beginn des Buches, der einige Monate nach dem Ende von „Barfuß durch die Nacht“ einsetzt, ist sie in einer Beziehung mit Nick, einem Kollegen ihres Bruders Jacob. Nick ist ein lieber und zuvorkommender Kerl, aber auch total langweilig und ich konnte nicht so richtig verstehen, wieso Rachel mit ihm zusammen war. Ich hatte das Gefühl, dass die ganze Figur nur entwickelt wurde, damit ihre Beziehung wegen Rachels noch existierender Gefühle für Connor in Konflikt geraten kann, was leider ein häufiges Klischee in Liebesgeschichten ist.

Auch den erneuten Kontakt zu Connor fand ich nicht mehr so reizvoll und romantisch wie im ersten Band, denn Connor, der Rachel unbedingt zurück will und ihr beweisen will, dass er sich geändert hat, war mir zu aufdringlich. Meiner Meinung nach hat er ihr Privatleben und ihre Zurückweisungen nicht genug akzeptiert und sie sich nicht genug gegen sein Verhalten gewehrt, was ich sehr schade fand. Andererseits fand ich es auch unverständlich, wieso Rachel, wo sie doch Connor nie wiedersehen will, ausgerechnet mit zwei seiner Freundinnen zusammenzieht.
Auch konnte ich nicht mehr nachvollziehen, was Connor eigentlich an Rachel findet und andersrum, da bei ihm außer körperlicher Anziehung, seiner Reue und ein paar neuen Infos über seine Vergangenheit keine außergewöhnlichen Charaktereigenschaften erkennbar sind.
Die meisten ihrer Begegnungen sind nervige Hin und Hers zwischen Ablehnung von Rachels Seite aufgrund ihrer schmerzlichen Erlebnisse und der Erkenntnis, dass sie dennoch noch Gefühle für Connor hat, was auf Dauer repetitiv wird.

Fazit

Rachel ist mit ihrem tollen Humor und ihrer unabhängigen Art weiterhin eine tolle Hauptfigur, doch das viele Hin und Her mit Connor, der mir in diesem Band zu aufdringlich war, hat mich leider etwas genervt.