Rezension

Trotz verschenktem Potential eine solide Geschichte

Das gefälschte Siegel - Maja Ilisch

Das gefälschte Siegel
von Maja Ilisch

Bewertet mit 3 Sternen

Das Konzept der Geschichte erinnert stark an andere, große Werke des Genres. Eine Gruppe ungleicher Charaktere transportiert einen gefährlichen Gegenstand, der das Gemüt seines Trägers negativ beeinflusst (Herr der Ringe, Harry Potter, …). 

Die vier Protagonisten könnten dabei in diesem Buch fast nicht unterschiedlicher sein: 
Tymur, der jüngste Königssohn, von seinen Brüdern verachtet für seine Schwäche, mit unberechenbaren Launen und einem im Allgemeinen eher irritierenden Charakter. 
Enidin, eine junge Magierin, eitel und vollkommen von sich überzeugt, die die Expedition als Flucht aus ihrer Unterdrückung an der magischen Akademie nutzen möchte. 
Kevron, ein Säufer und Fälscher, auf der Jagd nach seinen ganz eigenen Dämonen und dabei fast der einnehmendste der vier Protagonisten. 
Lorcan, ein ehemaliger Steinerner Wächter, mit einem ganz und gar nicht versteinerten Herzen und von allen vieren skurriler Weiße der liebenswürdigste. 

Ich fand es einerseits irritierend, eine teils doch recht starke Abneigung gegen den einen oder anderen Protagonisten zu entwickeln, andererseits aber erfrischend, dass nicht mit Ach und Krach versucht wird, dem Leser die Figuren sympathisch zu machen. Durch das Misstrauen, das dadurch gegenüber manchen Charakteren aufkommt, entsteht ein recht konstanter Spannungsbogen. Man ist sich nie sicher, was als nächstes passiert und vermutet in jedem Moment eine unerwartete Wendung der Geschichte. Das hat mir sehr gut gefallen. 
Außerdem macht sich dadurch im Verlauf des Abenteuers eine deutliche Charakterentwicklung bemerkbar und der ein oder andere wächst einem dann doch noch ans Herz. 

Dennoch stört mich der ganze Aufbau der Geschichte etwas. Das ganze Buch arbeitet quasi auf dieses doch sehr, sehr eindeutige und vorhersehbare Ende hin (hierauf möchte ich aufgrund von Spoiler Gefahr nicht näher eingehen). Hier wurde meiner Meinung nach viel Potential verschenkt und der „Knall“ am Ende ist höchstens ein sanftes Lüftchen. 

Fazit 
Obwohl das Buch ohne großen Plot Twist endet, bin ich trotzdem gespannt, wie die Geschichte weitergeht und werde die folgenden Teile lesen. Auch wenn das Ende irgendwie nicht überraschend ist, hatte ich doch viel Spaß mit dem Buch. Manchmal braucht es keine unglaublichen Wendungen, um Spannung zu erzeugen.