Rezension

True Crime - Ein Leben wie ein Film

True Crime - Sam Millar

True Crime
von Sam Millar

Bewertet mit 5 Sternen

Den Namen Sam Millar hörte ich das erste Mal, als mir der erste Band seiner Karl Kane-Krimis vom Buchhändler meines Vertrauens empfohlen wurde. Die Bücher gefielen mir und der jeweils kurz angegebene Werdegang des Autors ließ mich aufhorchen. Ich mag Biografien von Leuten, die etwas zu erzählen haben, außergewöhnliche Lebensgeschichten. Und Sam Millar hat definitiv eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. Als ich die Neuauflage seiner Biografie entdeckte, war ich sofort neugierig. Dass das Buch dann leider doch erst das Schicksal vieler Bücher erleiden musste - meinen SUB - tut mir im Nachhinein sehr leid. Es hätte definitiv viel früher von mir daraus befreit werden müssen.

Sam Millar wuchs in Nordirland auf. Die Mutter psychisch krank, der Vater berufsbedingt häufig abwesend. Die politischen Spannungen lassen sich zu diesem Zeitpunkt bereits erahnen und begleiten Millar durch seine gesamte Kindheit, die zwar durchaus mit positiven Erlebnissen verbunden ist, aber auch mit Armut in einem weniger vorzeigbaren Wohnviertel Belfasts.
Millar wird für die Mitwirkung in einer terroristischen Vereinigung zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung siedelt er in die USA über und begeht dort einen der größten Überfälle auf einen Banktransporter in der Geschichte.

Millars Lebensgeschichte liest sich wie ein Hollywoodfilm. Würde Wikipedia den Klappentext nicht bestätigen - man würde es womöglich für eine ausgedachte und gut zu Papier gebrachte Geschichte halten.
Über die Zeit der blutigen Nordirland-Konflikte wusste ich bisher recht wenig, dieses Buch war für mich ein guter Startpunkt, mich mit diesem Teil Geschichte mehr zu befassen
Die von Millar beschriebenen Zustände und Handlungen während seiner Zeit im Belfaster Gefängnis stehen eigentlich außerhalb von allem, was einem Menschen zugemutet werden kann. Das Millar und die von ihm beschriebenen Mitinsassen nicht als völlig zerstörte Menschen aus dieser Zeit hervorgegangen sind, ist für mich kaum fassbar. Diese Männer müssen unfassbare psychische Kräfte besitzen. Dieser Teil des Buches war für mich besonders schwer zu ertragen. Mehr als einmal musste ich das Buch aus der Hand legen.
Die Zeit in New York verdeutlicht, dass keinesfalls nur ein verirrtes Schäfchen ist, sondern eben auch ein Schlitzohr. Nur kurz werden Punkte wie seine eigene Familie angerissen, Frau und Kinder lässt er nur kurz in seine Geschichte einfließen.

Nicht ganz ersichtlich war für mich der Grund seiner (ersten?) Verhaftung. Zwar berichtet er von Verurteilungen im Schnellverfahren auf dubiosen Verdacht, für seine eigene Geschichte wurde dies so für mich an zwei Punkten nicht so ganz deutlich. Auch die Gesamtlänge seiner Haftstrafe, wird erst im Verlauf der Geschichte deutlich.

Es war für mich ein wahnsinnig spannendes und zum Nachdenken und Nachlesen animierendes Buch.