Rezension

Trügerische Familienidylle

Sommer in Maine - J. Courtney Sullivan

Sommer in Maine
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 4 Sternen

~~Klappentext
In den Sommermonaten treffen sich die Frauen der Familie Kelleher in Alices Strandhaus in Maine: Tochter Kathleen, Enkelin Maggie und Schwiegertochter Ann Marie reisen an. Dich die Familienidylle will sich nicht einstellen, denn die vier haben wenig gemeinsam. Alice ist streng katholisch und hat ein Alkoholproblem, Kathleen betreibt eine biologische Würmerfarm und hat Schwierigkeiten mit ihrer Familie, Maggie gerät immer an die falschen Männer und ist gerade verlassen worden, und die biedere Ann Marie beschäftigt sich mit dem Bau von Puppenhäusern, um ihre heimlichen Sehnsüchte zu bekämpfen. Sie alle hüten Geheimnisse, die sie um jeden Preis vor den anderen zu verbergen suchen. Doch unter dem Dach des Sommerhauses brechen die Konflikte zwangsläufig auf und bald knallt es gewaltig zwischen den Frauen. Doch zum Glück können Gewitter auch reinigend sein …

Mir gefällt, dass jede der Frauen (Alice, Kathleen, Maggie und Ann Marie) ihr eigenes Kapitel hat. Das macht es etwas übersichtlicher und man kann die Informationen besser verarbeiten. Denn es ist so, dass gerade am Anfang sehr viele verschiedene Namen auf einen einprasseln. Das führt zu leichten Verwirrungen, die sich aber im Laufe des Buches entwirren. :-)

Alice ist das Oberhaupt der Familie. Sie ist Witwe und fühlte sich eigentlich nie dazu auserkoren Mutter zu werden. Sie wurde es dennoch und man merkt aber ganz deutlich, dass sie ihren Kindern nicht die Liebe zukommen lassen kann, die sich die Kinder gewünscht haben. Zeitlebens hat Alice ein Alkoholproblem, dass sie aber zu Lebzeiten ihres Mannes ein wenig eingeschränkt hatte.

Kathleen ist Alices Tochter. Sie leidet ihr ganzes Leben darunter, dass sie ihrer Mutter nie etwas Recht machen konnte und flüchtet sich nach der Scheidung auch in den Alkohol.

Maggie ist Kathleens Tochter und Alices Enkeltochter. Sie scheint ähnlich wie ihre Mutter immer an die falschen Männer zu geraten. Als sie glaubt sie habe ihre große Liebe gefunden, verlässt dieser sie ohne zu ahnen, dass Maggie schwanger ist.

Ann Marie ist die Ehefrau von Alices einzigem Sohn und somit ihre Schwiegertochter. Sie versucht allen immer alles recht zu machen und vergisst dabei sich selber. Sie hat scheinbar nie gelernt Grenzen zu setzen und jammert jetzt immer rum, dass alle immer nur etwas von ihr wollen und keiner mal an sie denkt.

Im Laufe des Romans erfahre ich als Leser noch viele andere Dinge. Es geht darum, wie welches Kind/ Tochter/ Enkelkind in Beziehung zu den anderen steht. Ganz ehrlich ... in diesem Abschnitt habe ich mich köstlich amüsiert. Wie sie so nach und nach aufeinander treffen, und jedes Mal ist die Überraschung größer und die Wut der einzelnen wächst. Interessant zu sehen wie alle miteinander und untereinander in ihren Verletzungen gefangen sind. Denn das findet hier gerade statt. Jede einzelne hat Verletzungen durch die anderen erfahren, und die wiederum durch diese ... Und alle können irgendwie nicht aus ihrer Haut… Irgendwie hatte ich das Bedürfnis jede einzelne zu schütteln … bis sie endlich mal aufwachen und sich die Wirklichkeit betrachten! Es wird deutlich wie bestimmte Verhaltensmuster immer von Generation zu Generation weiter gegeben wurden, und es scheinbar unmöglich ist, diese zu durchbrechen. Jede einzelne versucht es auf ihre Weise, doch sie fallen schnell wieder in die alten Muster zurück.

Sicherlich könnte man diese Familiengeschichte mit ihren einzelnen Charakteren weiter spinnen. Und genau das finde ich gut. Man sieht die Ansätze, die jede für die Zukunft hat ... Maggie wird erwachsen und stellt sich der Herausforderung einer alleinerziehenden Mutter ... Kathleen wird auch endlich erwachsen lässt los an Vergangenem, fällt reife Entscheidungen und gesteht sich endlich ein, dass sie glücklich ist ... Ann Marie und Pat finden einen Weg sich von Alice ein wenig zu lösen und um endlich Selbstständigkeit zu leben ... und Alice... auch sie findet langsam ihren Frieden mit sich selbst und ihren Kindern ...

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen, die wundervolle Beschreibung der verschiedenen Charakteren und den Konflikten innerhalb einer Familie und den Generationen … absolut lesenswert!