Rezension

Trügerischer Sommer

Trügerischer Sommer
von Mechthild Lanfermann

Bewertet mit 5 Sternen

Barbara, Ende vierzig, hat sich nach der Scheidung mit ihrem Sohn Tore ein neues Leben in Berlin aufgebaut. Als sie die Nachricht erhält, dass ihr Vater im sterben liegt, reist sie mit Tore in ihre Heimatstadt. Dort muss sie feststellen, dass ihr Vater in einem völlig verwahrlosten Haus lebte und ihr Bruder Kristian, der dort als Tierarzt arbeitet, sich weder um den Vater noch um sein eigenes Beziehungsleben kümmern kann. Sie alle leiden noch immer unter den folgen eines lange zurückliegenden Ereignisses, an dem die Familie zerbrach. Nun will Tore herausfinden, was damals geschah. Dann verschwindet Tore spurlos.

Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Dank des sehr flüssigen Schreibstil konnte ich sofort in die Geschichte eintauchen und war wie gefesselt. Die Seiten sind wahnsinnig schnell verflogen und ich musste einfach immer weiterlesen.
Die Charaktere wurden bildhaft beschrieben und alle hatten ihre Eigenarten. Bei einigen fühlte ich sofort Sympathien, bei anderen dagegen Abneigungen und Antipathien, das war sehr gut herausgearbeitet. Manche waren schwerer einzuschätzen und ich war gespannt, was bei ihnen noch so offenbart wurde und ob ich sie dann mag oder nicht.
Das ganze Buch über war eine unterschwellige Spannung und bedrückende Stimmung vorhanden. Was war das für ein damaliges Ereignis, das die Familie zerrüttet hat? Wer trägt daran die Schuld? Ich hatte die ganze Zeit ganz viele Fragen im Kopf, die ich doch unbedingt beantwortet haben wollte. Dieses Familiengeheimnis wird dem Leser dann Stück für Stück offenbart.
Was hervorragend herausgearbeitet wurde, waren die vielen Klüngeleien und Machenschaften in dem kleinen Dorf. Hier ging es um Macht und Stellung und um die Ausbeutung von Tieren und Menschen. Das wirkte wahnsinnig authentisch und regte mich zum Nachdenken an.

Ich kann diesen tiefgründigen und spannend geschriebenen Roman empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.