Rezension

Tüchtig und Tapfer

Tante Martl - Ursula März

Tante Martl
von Ursula März

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext

Tante Martl ist scheinbar unscheinbar, in Wahrheit aber ganz besonders. Der Leser spürt es gleich an der Art, wie sie ihre Telefonanrufe eröffnet: mit einem Stöhnen, dem ein unerwarteter Satz folgt. Geboren als dritte Tochter eines Vaters, der nur Söhne wollte, ist Martl die ungeliebte Jüngste, die keinen Mann findet, dafür aber einen Beruf als Volksschullehrerin. Nie verlässt sie die westpfälzische Kleinstadt, in der sie geboren wurde, ja nicht einmal ihr Elternhaus. Und obwohl sie ihren Vater jahrelang pflegt, während ihre Schwestern Familien gründen, bewahrt sie ihre Selbstständigkeit. Wie Tante Martl das schafft und in hohem Alter noch einen großen Fernsehauftritt bekommt, erzählt Ursula März mit staunender Empathie und widerständigem Humor.

Ein Leben lang auf die Eigenschaften tüchtig und tapfer reduziert zu werden, nur weil sie nicht als der erhoffte Junge geboren wurde ist ein grausames Schicksal, das Tante Martl bis zu ihrer Demenz erfolgreich meistert.

Für uns Leser aber ein warnendes Vorbild. Nie unsere Erwartungen auf unsere Kinder uu projektizieren , denn jeder Mensch ist eine eigene Persönlichkeit, nur so ist sie liebens- und achtenswert. Alles andere ist eine Kopie. Tante Martl hat es geschafft, ihre Nichte, ihr Neffe und ihre Schüler haben sie geliebt so  wie sie war. Und ich bewundere sie.