Rezension

Türen

Exit West - Mohsin Hamid

Exit West
von Mohsin Hamid

Bewertet mit 4 Sternen

Nadia und Saeed sind grundverschieden, trotzdem fühlen sie sich zueinander hingezogen. Während ihre ungenannte Stadt irgendwo im Nahen Osten langsam aber sicher in den Krieg schlittert, die Straßen durch Bomben und Granaten immer unsicherer werden, entwickeln die beiden echte Zuneigung füreinander. Als in der ganzen Stadt Türen in andere Länder, Türen in die Sicherheit auftauchen, müssen die beiden schwierige Entscheidungen fällen.

Mohsin Hamid hat sich der Flüchtlingsthematik auf ganz eigene Weise genähert. Er nennt die Stadt des jungen Paares bewusst nicht, sodass ihre Geschichte für viele andere stehen könnte. Zu Beginn erlebt man die beiden als „normales“ Paar, ihr Alltag ist noch kaum von den Unruhen belastet, sie führen ein relativ normales Leben. Ich fand es interessant zu verfolgen wie sich ihre Beziehung und auch ihre Charakter mit zunehmender Gefahr verändern. Die zunehmende Bedrohung ist immer fühlbar, aber der Fokus des Erzählers liegt meiner Meinung nach doch auf der Paarbeziehung. Ohne kitschig zu werden übrigens.

Immer wieder gibt es kurze Einschübe, man lernt in kurzen Sequenzen Menschen an handlungsfremden Orten kennen. Bis zuletzt habe ich die Intention des Autors nicht durchblickt, für mich waren diese Einschübe völlig zusammenhangslos in die Geschichte des Paares eingebettet. Der Erzählstil wiederum hat mir sehr gut gefallen, dem Autor gelingt ein etwas märchenhafter Ton, der zu den quasi magischen Türen passt. Allerdings bedient er sich dabei endloser Bandwurmsätze, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Mich haben sie nicht gestört, ich kann aber verstehen, wenn jemand von den langen Sätzen genervt ist.

Insgesamt ist Exit West eine kleine, aber feine Geschichte, die ein brandaktuelles Thema mal auf etwas andere Art aufgreift.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. April 2017 um 10:03

Und wohin führt sie? Durch die magischen Türen?

wandagreen kommentierte am 13. März 2018 um 23:44

Inzwischen habe ich das Buch gelesen und habe es verstanden: es sind die Türen in den Westen. Die anderen Menschen zeigen noch einige andere Schicksalslinien auf, sie sind nur skizziert, um das Paar nicht aus den Augen zu verlieren. Das Paar ist das Zentrum, aber durch den Bürgerkrieg sind eben allerhand Ebenen betroffen und ganz viele Menschen in unterschiedlichster Weise.

 

Die völlig unkitschige Art hat mir sehr gut gefallen, aber mehr noch die Lyrik, die u.a. auch in den Bandwurmsätzen liegt.