Rezension

Türke? Deutscher? Mensch!

Adnan für Anfänger
von Adnan Maral

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt

1968 in Ostanatolien geboren, kommt Adnan Maral mit zwei Jahren als Sohn türkischer Gastarbeiter nach Deutschland. Zusammen mit seinen beiden Brüdern wächst er in Frankfurt auf und ist ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration.

Trotzdem sieht sich Adnan stets mit Vorurteilen konfrontiert. Als Schauspieler wird ihm stets nur die Rolle des Türken angeboten. Wäre das Leben einfacher, wenn Adnan Maral Adrian Müller hieße? Wieso muss er seinen türkischen Pass abgeben, wenn er die deutsche Staatsangehörigkeit haben möchte? Dabei ist es doch ganz einfach: In seiner Brust schlagen nunmal ein türkisches UND ein deutsches Herz. Wählen? Wozu?!

Meine Meinung

Adnan Maral ist mir zum ersten Mal als Metin Öztürk in der deutschen Comedyserie „Türkisch für Anfänger“ aufgefallen, wo er einen spießigen, türkischstämmigen Vater von zwei Teenagern spielt und zusammen mit seiner Frau Doris verzweifelt versucht, seine neue Patchwork-Familie davon abzuhalten, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Seitdem ist er mir auch in vielen anderen deutschen Filmen begegnet (z. B. „Einmal Hans mit scharfer Soße“), in denen er eigentlich immer einen Türken spielt.

In „Adnan für Anfänger“ erzählt der Autor von seinem Leben als Sohn türkischer Gastarbeiter, von seiner Schauspielkarriere, seinen Reisen in die Türkei zur geliebten Oma und seiner Tätigkeit als Kulturbotschafter für die deutsch-türkische Verständigung. Neben vielen kleinen Geschichten, meist komisch, teilweise aber auch tragisch, will der Autor mit den gängigen Klischees und Vorurteilen über Türken aufräumen und eine Brücke zwischen Deutschen und Türken schlagen.

Als Rahmenhandlung dient hier ein Besuch in der Arztpraxis, der am Anfang jedes Kapitels aufgegriffen wird und als Überleitung zum nächsten Thema dient. Der Arzt ist gerade bei einem Notfall, und während die Patienten ungeduldig auf ihre Behandlung warten, entspinnt sich ein mitunter skurriler Dialog zwischen dem Schauspieler, den Mitwartenden und der Arzthelferin.

Marals Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Wie ich es von einem Schauspieler mit solch komödiantischem Talent erwartete, ist das Buch sehr humorvoll geschrieben. Der Autor tut hier ohne Blatt vor dem Mund seine Meinung kund, doch er wirkt dabei niemals belehrend oder missionierend. Das machte ihn besonders sympathisch. Er gewährt dem Leser intime Einblicke in sein Leben. Auch wenn die meisten Szenen eher lustig sind, hat mich dann das vorletzte Kapitel mit seiner Ernsthaftigkeit und Traurigkeit sehr überrascht und tief berührt. (Mehr will ich nicht verraten, ich möchte nicht spoilern, aber ich hab doch einige Tränen vergossen.)

Das Buch ist einerseits eine Autobiographie, will aber auch erklären, aufklären, wachrütteln und für mehr Toleranz werben. Deshalb ist „Adnan für Anfänger“ nicht nur interessant für Fans des Schauspielers, sondern auch für alle, die sich für Integration, die türkische Kultur und das Miteinander von Türken und Deutschen interessieren. Besonders empfehlenswert ist es aber auch für diejenigen, die noch immer mit Vorurteilen kämpfen. Mich hat dieses Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch zum Nachdenken gebracht. Und es hat im Endeffekt eine simple, aber eindringliche Botschaft: Egal, ob Türke oder Deutscher – wir sind alle einfach nur Menschen!