Rezension

Turbulent-witziges Schulabenteuer mit spannender, nicht perfekt genutzter Grundidee

Club der Honks -

Club der Honks
von Betsy Uhrig

Bewertet mit 4 Sternen

Betsy Uhrigs Debüt „Mehr Action, weniger Zucchini" hat mich damals so begeistert, dass ich mich auf „Club der Honks" sehr gefreut habe. Die Autorin schreibt unglaublich kurzweilig und augenzwinkernd. Diesmal zieht sie ihr Lesepublikum mitten hinein in Jasons Welt und die von ihm verfasste Chronik eines geheimnisvollen Schulclubs.

Zuerst hatte ich ein paar Schwierigkeiten, alle Kinder richtig zuzuordnen, aber die schöne Coverillustration hat geholfen. Die Story legt den Fokus generell mehr auf die turbulent-chaotischen Geschehnisse als auf die Charaktere, die sie erleben.
Die Handlung wirft bis zum Ende viele Fragen auf, sodass man dranbleibt. Die Idee, dass die Clubmitglieder Aufnahmen von sich selbst in der Zukunft sehen können, ist toll und das Ganze hält eine witzige Auflösung bereit. Dennoch hätte ich mir bei dem großen Potenzial des Themas mehr Tiefe gewünscht; erst gegen Ende kommen dazu einige wertvolle Botschaften. Die Dinge, die den Kindern an ihren zukünftigen Ichs nicht gefallen, sind überwiegend oberflächlich, z. B. Outfit- und Frisurentscheidungen, mit denen ihre gegenwärtigen Ichs nicht einverstanden sind.

Die Geschichte lebt sehr davon, dass vieles überspitzt wird. Obwohl das ein Stück weit charmant ist, habe ich es hier zum Teil als zu extrem empfunden. Es sorgt für unwesentliche und oft sehr konstruierte Details und Gedankengänge, die das Tempo ausbremsen, und zum Beispiel Jasons jüngere Schwester wird durch die schräge Charakterisierung zu einer ziemlich unerträglichen Figur. Für ein Kinderbuch ist es doch sehr fragwürdig, dass sie ihrem Bruder gegenüber die ganze Zeit beleidigend und abschätzig sein darf und die Eltern ihr das fast schon stolz durchgehen lassen.

Der Aufhänger, dass der Club angeblich zur Videoüberwachung der Schule gedacht sein soll, hat so seine Tücken. Mich selbst hat das nicht besonders gestört, aber im Grunde wird hier ein sehr heikles Fass aufgemacht: Was, wenn die Clubmitglieder Lehrergespräche mithören oder Mitschüler mit Details aus den Aufnahmen mobben oder erpressen würden etc.? Aus meiner Sicht hätte die Autorin hier mit ein paar Sätzen Regeln aufstellen sollen, die das Ganze etwas absichern. So wirken die Lehrkräfte an dieser Schule schon ziemlich fahrlässig.

Meine Lieblingsfiguren waren übrigens Jasons Onkel Luke und die nerdig-coole Shannon sowie Lara, mit der die Autorin ganz woanders hinwill, als ich anfangs gedacht hatte.

In einem Satz:

„Club der Honks" ist unterhaltsam und witzig, hätte aber locker noch tiefer schürfen können und schafft es für ein rein für Kinder geschriebenes Buch nicht ganz aus dem Erwachsenen-Denken heraus, für eine All-Age-Lektüre aber nicht genug in ein kluges Gesamtkonzept hinein.