Rezension

Turbulente Zeiten in der ewigen Stadt

Die Modeschöpferin - Katja Maybach

Die Modeschöpferin
von Katja Maybach

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wer bisher dachte, das Zentrum der Modewelt und der Haute Couture sei Paris, wird in diesem Roman eines Besseren belehrt, zumindest für die 1960er Jahre. Denn genau so bunt, schillernd, mondän und auch zwielichtig präsentiert Katja Maybach die ewige Stadt Rom in ihrem Roman „Die Modeschöpferin“.

Ihre Hauptfigur Simonetta de Rosa hat es geschafft: sie entwirft als Modedesignerin Haute Couture vom Feinsten und konkurriert mit den größten Namen ihrer Zeit. Doch dieses Leben fordert auch seinen Tribut: Simonettas Privatleben muss immer zurückstehen. Sie ist eine Getriebene, die nur von Show zu Show denkt, die Perfektion verinnerlicht hat und ihre Angestellten fordert bis zur Erschöpfung. Auch sie selbst fordert sich und lässt sich kaum zur Ruhe kommen. Dennoch wirkt Simonetta sympathisch in diesem Buch und nicht etwa wie die Chefin der Modezeitschrift in „Der Teufel trägt Prada“. In Rückblenden und mit einigen schriftstellerischen Kniffen wie z. B. Briefen erfährt der Leser, dass Simonetta sich ihren Aufstieg hart erarbeiten musste und dass sie es im Leben bei weitem nicht einfach hatte.

Gleich zu Beginn des Buches erfährt der Leser auch von Simonettas Schwester Chiara, zu der die Modemacherin seit über 20 Jahren keinen Kontakt mehr hat. Da einige Kapitel auch aus Chiaras Sicht geschildert sind, wird die schwierige (Nicht-) Beziehung der Schwestern nicht nur aus einer Sicht betrachtet, sondern man erhält einen Einblick in die Gedankenwelt beider Personen.

Die Handlung des Buches ist geprägt von der in der Modewelt wohl ständig bestehenden Rastlosigkeit bzw. Aufregung und das – dies muss ich zugeben – hat mir nicht so gut gefallen. Auch wenn es authentisch ist, die hektische Modeszene genau so darzustellen, war es dadurch für mich als Leser kein wirklich entspannendes Leseerlebnis, sondern machte mich irgendwie auch hibbelig. Eigentlich eine gute Sache, wenn sich die Stimmung so überträgt, aber für mich nach einem langen Arbeitstag nicht so zuträglich ;)

Die Geschehnisse in den lediglich 300 Seiten langen Buch überschlagen sich mitunter, als kurz hintereinander Kleider gestohlen werden und sich sogar mehrere Todesfälle ereignen. Es ist ein aufregendes Buch, in dem auch Themen angerissen werden wie Abhängigkeiten, homosexuelle Beziehungen und die Scheinwelt der „oberen Zehntausend“. Noch turbulenter wirkt die Geschichte durch die kapitelweisen Perspektivwechsel.

Für mich war der Roman ein interessanter Einblick in die (historische) Modewelt, dem man anmerkt, dass die Autorin eigene Erfahrungen hier eingebracht hat. Mir persönlich war er für einen entspannten Leseabend etwas zu quirlig (von der Stimmung her), aber wer ein mitreißendes Leseerlebnis sucht, wird hier sicherlich fündig.