Rezension

Turbulente Zeitreisegeschichte

Mitternacht in Charlbury House -

Mitternacht in Charlbury House
von Helen Peters

Bewertet mit 5 Sternen

Richtig gute Unterhaltung für Jung und Alt

Die dreizehnjährige Evi ist mit der Gesamtsituation ziemlich unzufrieden. Nicht nur das die Mutter wieder geheiratet hat, nein, nun fährt sie auch noch mit dem neuen Mann nach Venedig in die Flitterwochen. Evi wird solange bei der Patentante gesteckt, die Evi noch nicht einmal kennt. Na super!
Das Evi das Abenteuer ihres Lebens erleben wird, kann sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen. Jedenfalls wird es richtig turbulent werden.

Was für eine tolle Geschichte! Das Buch hat richtig Spaß gemacht, auch wenn ich selbst schon längst nicht mehr zur Zielgruppe gehöre.

Evi kommt kaum in Charlbury House an, da passieren schon die seltsamsten Dinge. Das weder das Telefon noch das Internet funktionieren, ist nicht das gruseligste womit sich Evi herumschlagen muss.
Um Punkt 12 hört Evi eine Uhr schlagen, die sich gar nicht im Haus befindet. Ein Klopfen am Fenster lässt sie aufschrecken, umso gruseliger da das Fenster sich im zweiten Stock befindet. Wer also sollte da anklopfen? Plötzlich wird ihr ganz anders und schon befindet sie sich im Jahre 1814.
Kaum dort angekommen wird die verdutzte Evi schon zum Töpfe schrubben verdonnert. Alle im Haus halten sie nämlich für das neue Dienstmädchen, und als solches, hat sie schrecklich viel Arbeit zu erledigen.

Mir hat es sehr gefallen, dass der harte Arbeitstag der Dienstmädchen im 19. Jahrhundert so gut beschrieben wird. Evi ist nicht besonders begeistert, als sie die Nachttöpfe der Herrschaften sauber machen muss. Stundenlang muss sie Wasser schleppen, Kamine auskehren, Teppiche ausklopfen, Kohlen nachfüllen und Evis Tag hat kaum genug Stunden, um all die Arbeiten auszuführen die sonst noch anstehen.
Die Kluft zwischen Arm und Reich macht sich besonders bemerkbar, als die dürren und total verdreckten Kaminjungen auftauchen um die Rauchabzüge des Herrenhauses zu reinigen. Evi lernt in den paar Tagen wahnsinnig viel Ungerechtigkeit kennen. Damit muss sie als modernes Mädchen erst einmal zurecht kommen, was gar nicht so einfach ist.
Aber sie erfährt auch, was echte Freundschaft ist. Denn zum Glück steht ihr die gleichaltrige Polly zur Seite, die ihr hilft das alles zu bewältigen.

Nebenbei muss Evi aber auch noch einen Teil der Vergangenheit ändern, um in ihre Zeit zurückzukehren. Sie muss dafür sorgen, das die Tochter des Hauses etwas tut, und etwas nicht tut. Aber das ist gar nicht so einfach als einfaches Hausmädchen, an das Fräulein heranzukommen.
Evi ist kurz vor dem Verzweifeln. Ob sie die vielen Aufgaben schafft, verrate ich aber nicht.
Das Buch ist eine tolle spannende Zeitreisegeschichte, in der jüngere Leser eine Menge über die Dienstboten früherer Zeiten lernen können. Ich verstehe nur nicht, warum das Buch nur Mädchen empfohlen wird. Jungs werden bestimmt auch viel Spaß mit der Geschichte haben. Daumen hoch!