Rezension

Typisch Skandinavisch – brutal, spannend und Familiendrama

Der Kastanienmann - Søren Sveistrup

Der Kastanienmann
von Søren Sveistrup

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Kastanienmann“ ist ein durchaus brutaler Thriller, der den Leser quasi mit verbundenen Augen an die Hand nimmt – ergo: das Buch weiß eindeutig, wohin es mit seiner Geschichte will und hat auch großen Spaß daran, dem ahnungslosen Leser Informationshäppchen zuzuwerfen, lässt ihn aber dennoch maximal etwas Licht im Dunkeln sehen.  

 

Die Geschichte wird eigentlich hauptsächlich aus der Perspektive von Kommissarin Thulin und ihrem Kollegen erzählt. Allerdings hat es mich etwas gestört, dass des Öfteren Kapitel aus Perspektiven anderer Personen eingeschoben werden. Das ist nun per se erstmal nichts schlechtes, nur ist es für meinen Geschmack in diesem Buch auf eine sehr unglückliche Art und Weise geschehen. Denn diese Kapitel werden immer an den besonders spannenden Stellen eingeschoben, die die Geschichte ein gutes Stück weiterführen sollen. Bevor das dann aber passiert, muss man sich durch seitenweise Erzählungen kämpfen, wie das Leben von Person X bisher verlief und/oder was speziell Person X während den bisherigen Ereignissen eigentlich so gemacht hat. Das sind auch oft sehr interessante Informationen, nur möchte ich auch nicht wissen, was der Herr Polizist die letzte Woche über zum Frühstück gegessen hat, bevor er mir die schlechten Nachrichten überbringt. Mich haben diese Passagen teilweise fast in den Wahnsinn getrieben vor Ungeduld.

 

Ich muss auch anmerken, dass es mir erstaunlich lange schwerfiel, die Protagonisten auseinanderzuhalten (oder mir überhaupt die Namen zu merken). Teilweise konnte ich erst nach ein paar Sätzen wieder sagen: „ah, das war die weibliche Ermittlerin!“. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das dem Fakt geschuldet ist, dass ich das Buch in mehr Häppchen gelesen habe, als ich es normalerweise getan hätte, oder ob die Charaktere sich wirklich erst so spät in der Geschichte deutlich voneinander abgrenzen.

 

Fazit

„Der Kastanienmann“ hatte für mich persönlich zwar deutliche Schwächen, die aber doch nicht so schwer wiegen, als dass sie mir das Buch ruiniert hätten.

Im Großen und Ganzen war das Buch eine spannende und unterhaltsame Lektüre, die mich durchaus an der Nase herumgeführt hat und deren Auflösung zwar nicht alltäglich, aber dafür doch logisch erscheint.

Das Buch würde ich dabei am ehesten in die Kategorie „brutaler skandinavischer Thriller mit Familiendrama“ einordnen.