Rezension

Typischer Schwedenthriller

Opfer - Bo Svernström

Opfer
von Bo Svernström

OPFER, gelungenes Thrillerdebüt von Bo Svernström. Bereits zu Beginn mit dem Psychogramm des Kriminalhauptkommissar Carl Edson und der Beschreibung des Zustandes des ersten Mordopfers wird deutlich, das ist ein typisch schwedischer Thriller. Die drei Komponenten, Plot, Schreib- und Erzählstil ergeben einen exzellenten Roman.

Während sich der Leser nach der ersten Seite noch fragt, wer denn der ICH-Erzähler sei und was er vorhat, sammeln sich im Fortgang über 10 zum Teil bestialisch zugerichtete Leichen.

Carl stellt während der Ermittlungen die entscheidende Frage:“ Wenn es sich um einen Racheakt handelt, musste es die richtige Botschaft sein, um die entsprechenden Leute zu erreichen. Um eine Art Zeichen zu setzen, um den Status des Täters zu etablieren.“ Der Rachefeldzug eines Serienmörders kristallisiert sich heraus. Rache wofür?

Die polizeilichen Ermittlungen und die Einblicke in das Privatleben der Protagonisten bilden eine perfekte Harmonie. Nicht ein einziger Satz stört oder ist überflüssig, was dem Leser sehr guttut.

Reizvoll sind die Dialoge der Kommissare mit Kriminaltechniker Lars-Erik und Rechtsmedizinerin Cecilia.

Einen umfangmäßig bedeutenden Teil des Plots nimmt Alexandra Bengtsson, Journalistin des „Aftonbladet“ ein: Wie kommt die Journalistin an brisante Informationen über (vermeintliche) Verbrechen? Welcher korrupte Mitarbeiter im Polizeiapparat gibt Insiderwissen weiter und wie werden diese Informationen medienwirksam verarbeitet? Die Besonderheit des Plots ist, dass Alexandra Bengtsson als der Racheengel offenbart wird. Der Autor gibt deshalb der Beschreibung ihres Verhaltens, ihrer Agitationen und ihrer Familiengeschichte, einerseits die besondere Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Schwester und andererseits die zu ihrem Sohn David breiten Raum. Ein weiteres treffendes Zitat: „Wir alle haben einen ´Gehirntumor´, wir alle werden sterben, aber wir wissen nicht wann.“

Es entspannt sich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Ermittlern Carl, Jodie und Simon und der Beschuldigten Alexandra. Wird die sympathische Killerin Alexandra davonkommen? Man wünscht es ihr. Alexandra gerät unvorsichtig in die Fänge der von ihr Verfolgten, muss um ihr Leben fürchten, wird auf „wunderbare Weise“ gerettet. Auch die Mordanklage wird fallengelassen, mit Hilfe der trickreichen Cecilia.

Das Ende ist überraschend und entspricht nicht der Logik herkömmlicher Krimis, das macht diesen Krimi zu einem Besonderen. Dem Leser ist es schlussendlich überlassen, die moralische Frage zu beantworten: „Rechtfertigt der Tod des Sohnes David einen tödlichen Rachefeldzug?“

„Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird“ (klingonisches Sprichwort).