Rezension

Typisches Schema der Autorin nochmal neu, amüsant, aber auch berührend umgesetzt.

Das Monster im 5. Stock - Regina Mars

Das Monster im 5. Stock
von Regina Mars

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man gerne Gay Romance und Hassliebe-Geschichten liest, wird man wohl früher oder später auf Regina Mars stoßen. Bisher war jedes ihrer Bücher, das ich gelesen habe, eine Enemies-to-Lovers-Geschichte und auch „Das Monster im 5. Stock“ fällt in diese Kategorie. Auf seine ganz eigene amüsante, aber diesmal auch berührende Weise, die mich trotz kleinerer Kritikpunkte wieder gut unterhalten konnte.

Da das Buch aus der dritten Person Singular und mal aus der Sicht von Wastl, mal aus der von Adrian geschrieben ist, hätte ich es gut gefunden, wenn es vor Beginn jeden Kapitels einen kurzen Hinweis gegeben hätte, aus wessen Perspektive man liest. Bei zwei Männern kann die dritte Person Singular da etwas verwirrend sein, weshalb ich hier und da ein paar Seiten gebraucht habe, um zu wissen, wer das Geschehen gerade aus seiner Sicht schildert. 

Regina Mars‘ Schreibstil liest sich gut und vor allen Dingen humorvoll, gelegentlich habe ich mich jedoch bei manchen Ausdrücken, die sie z.B. für Genitalien verwendet, innerlich gekrümmt, weil ich sie eher geschmacklos fand. Das hat mein positives Lesegefühl hier und da etwas zum Flackern gebracht, grundsätzlich überwiegen jedoch die guten Momente.

Vielleicht ist es schon ein wenig angeklungen: Regina Mars hat ein bestimmtes Schema, nach dem ihre Bücher aufgebaut sind. Erst können sich die Protagonisten nicht ausstehen, dann fangen sie eine Affäre miteinander an und schließlich verlieben sie sich ineinander. Ich habe bisher noch keine Ausnahme gefunden, bei der das nicht so gewesen ist. Und trotzdem ist jede ihrer Geschichten individuell, es gibt keine Szenen, die sich doppeln, keine Charaktere, die sich haargenau gleichen. Natürlich sind auch die Charaktere oft sehr ähnlich angelegt, aber jeder hat seine eigene Geschichte und seine Eigenarten.

Hier sind es eine griesgrämige „Miesmuschel“ (Adrian), die mit trockenen (und – für den Leser – ungewollt lustigen) Sprüchen daherkommt, und ein hartnäckiges, liebenswertes „Landei“ (Wastl bzw. Sebastian), das ein großes Herz für Tiere hat und deshalb immer wieder neue Haustiere anschleppt, obwohl die Wohnung, die er besetzt, ja gar nicht seine eigene ist, sondern eben die der Miesmuschel. Adrian war diesmal mein absoluter Favorit (aus allen Büchern, die ich von Regina Mars bisher gelesen habe), weil ich seine trockenen, grummeligen Bemerkungen ganz besonders amüsant fand. Seine Vielschichtigkeit, die Tatsache, dass hinter jeder miesgelaunten Bemerkung noch etwas anderes steckt, war nicht nur spannend und interessant, sondern auch authentisch. Genau wie seine Entwicklung, an der Wastl natürlich nicht unbeteiligt ist.

Adrians persönliche Entwicklung (neben der glaubwürdigen Entwicklung von Adrians und Sebastians Gefühlen) war es auch, die mir in diesem Buch besonders gut gefallen hat. Die Autorin schneidet hier ein Thema an, bei dem man zwangsläufig etwas in die Tiefe gehen muss. Das ist ihr meiner Meinung nach sehr gut gelungen, ohne den generellen lockeren Unterhaltungscharakter der Geschichte zu gefährden. Adrians Gefühle – die Schuld und der Selbsthass – werden überzeugend (und berührend!) dargestellt und sind beim Lesen auch auf mich übergegangen. Umso schöner war es zu beobachten, wie Wastl langsam aber sicher eine Veränderung herbeiführt und Adrian aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Zwar geht am Ende vieles Schlag auf Schlag, aber ich habe das trotzdem als realistisch empfunden, weil diese Entwicklung auf den vorherigen Seiten authentisch vorbereitet wurde.  

Insgesamt gab es sowohl witzige Momente, die mich laut zum Lachen gebracht haben, süße, die mir ein Schmunzeln entlockt haben, als auch ein paar Fremdschäm-Momente, bei denen ich mich innerlich gewunden habe. Und dann gab es wiederum ein paar Momente, in denen ich mit Adrian, aber auch mit Wastl mitgelitten habe. Obwohl vor allem Adrians Vergangenheit, seine selbstauferlegte Einsamkeit und sein Selbsthass durchaus auch bedrückende Gefühle aufkommen lassen, gelingt der Autorin der Balanceakt zwischen drückender Tiefe und entspannender Leichtigkeit. Letzteres überwiegt am Ende aber natürlich und das Buch wird mit einem schönen Happy End geschlossen, das mich glücklich und zufrieden zurückgelassen hat.

Fazit

Von Regina Mars sollte man sich keine tiefgreifenden, innovativen Dramen erwarten, sondern unterhaltsame Liebesgeschichten, die alle nach einem bestimmten Schema aufgebaut, letztendlich aber doch immer etwas ganz Eigenes sind. Mehrere ihrer Bücher sollte man aber (meiner persönlichen Meinung nach) nicht direkt hintereinander lesen, weil das ähnliche Schema dann auf Dauer doch ermüden könnte. Mit etwas Abstand zwischen ihnen habe ich sie aber bisher immer überzeugend gefunden und mich jedes Mal gut unterhalten gefühlt. Hier überzeugen aber vor allem auch Adrians authentischen aufwühlenden Gefühle und seine spannende Entwicklung. Ich vergebe 4 Sterne.