Rezension

Über das Leben von Edvard Munchs Nichte

Die Malerin des Nordlichts - Lena Johannson

Die Malerin des Nordlichts
von Lena Johannson

1922 hatten Männer es noch leichter, sich der Kunst hinzugeben. Zwar versuchten viele Frauen ihr Glück in der Malerei, doch wenn sie verheiratet waren, mussten sie sich normalerweise vor allem dem Haushalt und dem Wohl der Familienmitglieder widmen, bevor sie sich ihrer Berufung hingeben konnte. So erging es auch Signe Munch, der Nichte von Edvard Munch. Sie konnte sich erst als 38jährige, nach der Scheidung von ihrem ersten Mann, ihrer künstlerischen Karriere widmen.

„Ihr Leben war eine weiche, lange Linie mit Hügeln und Tälern ohne Spitzen, an denen man sich doch nur verletzte. Nett beschaulich, keine Gefahren, keine Risiken, keinerlei Wunden.“ (Seite 162)

Obwohl ich großes Interesse an Signe Munchs Leben hatte, fiel es mir lange schwer, Kontakt mit diesem Buch aufzunehmen. Die Autorin erzählte trocken; es gelang ihr nicht, Gefühle in mir auszulösen. Dabei sind doch genau die es, die ein Buch zum Lieblingsbuch machen.

Erst nach knapp 200 Seiten machte das Lesen mehr Freude, wurde das Buch emotionaler. „Sie war es gründlich leid, am Bügelbrett statt an ihrer Staffelei zu stehen, einen Kochlöffel in der Hand zu haben statt eines Pinsels.“ (Seite 193). Mehrere Jahre nach der Scheidung von ihrem ersten Mann begegnete ihr Einar, ihre große Liebe. Er und der zweite Weltkrieg, während dem auch Norwegen unter Hitlers Ideologie litt, veränderte ihr Leben grundlegend.

Auch, wenn ich mir von diesem Buch mehr erwartet hatte, gebe ich ihm gerne drei Sterne. Immerhin erfuhr ich einiges über das Leben in Kristiania, wie Oslo damals noch hieß, sowie andere Einzelheiten aus Norwegen und seiner Geschichte. Zum Ende hin wurde das Buch sogar noch spannend. Da hatte die Autorin ihren Schreibfluss gefunden, so dass sie mich mühelos in die Geschichte hineinziehen konnte.