Rezension

Über das Überleben

Ich bin, ich bin, ich bin - Maggie O'Farrell

Ich bin, ich bin, ich bin
von Maggie O'Farrell

Maggie O'Farrell macht etwas Großartiges in ihren ungewöhnlichen Memoiren: Sie versucht ihr Leben ausschließlich anhand von lebensbedrohlichen Situationen zu erzählen. In 17 dramaturgisch hervorragend aneinander gereihten Kapiteln, welche mit einer Überschrift wie z. B. "Kopf", "Hals" etc. die jeweilige Schwachstelle, die fast die Todesursache ausgemacht hat, sowie einer Unterschrift, dem jeweiligen Jahr, in dem die Autorin dem Tod entgangen ist, versehen sind, nimmt sie die LeserInner mit auf eine intime, wie auch harte Reise durch ihr eigenes Leben.

Die Erlebnisse sind dabei nicht - wie zu erwarten wäre - chronologisch angeordnet, sondern verfolgen einen gezielten Spannungsbogen. Erst gegen Ende des Buchen bekommt die Leserin eine Vorstellung davon, welches Ausmaß die Entscheidungen im Leben der Autorin tatsächlich haben. Die Beschreibungen sind Bruchsücke eines Lebens, eine Reihe von Momenten der Bedrohlichkeit des Lebens. Und genau dieses Gefühl übeträgt sich auf die Leserin. Obwohl man erwarten könnte, dass diese Lektüre runterzieht, ist dem keineswegs so. Man wird sich selbst bewusst, wie häufig man dem Tod von der Schippe gesprungen ist, und dass es wert ist, das Leben, welches einem geblieben ist, wertzuschätzen.

Ich kann es nur jedem dringend empfehlen, sich an diese literarisch hochwertig verfassten Memoiren heranzutrauen und damit zu einem Nachdenken über das eigene Leben und die bedrohliche Kürze dessen angeregt zu werden. Mir kamen Tränen der Rührung - nicht der Trauer - als ich in das Leben von Maggie O'Farrel geschaut habe und gleichzeitig auch in mein eigenes schaute. Dies ist eines von den Büchern, die ich wohl immer mal wieder in meinem Leben zur Hand nehmen werde, um mich zu erden, um weiter zu machen, um sich auf das Wichtige zu konzentrieren.