Über das Zerrissen sein in einem neuen Land
Bewertet mit 5 Sternen
„Als wir Schwäne waren“ spielt zu Beginn der 1990er Jahre im Ruhrgebiet und erzählt von einem Jungen, der mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Während sein Vater Deutschland als Kränkung erlebt, ist die Mutter von einer zuversichtlicheren Art geprägt und versucht in Deutschland anzukommen. Doch auch ihr Sohn erfährt schon in jungen Jahren, wie er in Deutschland als Fremder angesehen und behandelt wird und wendet sich so immer mehr der Gewalt, die in seinem Viertel herrscht, zu.
Direkt zu Beginn hat mich Khani mit seiner ausdrucksstarken Sprache in den Bann gezogen. Khanis Worte sind sehr bedacht gewählt, kein Wort ist zu viel. Stattdessen sind seine Formulierungen so bedeutungsvoll, dass ich das ein oder andere Mal die Sätze nochmals lesen wollte, weil es Khani so gut gelingt, begreifbar zu machen, womit man als Geflüchteter in einem neuen Land zu kämpfen hat. Was einem aus seiner früheren Heimat fehlt, aber auch in welcher Hinsicht „die Anderen“ einen nicht verstehen können. Khani findet Worte für das Zerrissensein in einem neuen Land und warum es so schwer ist, dort anzukommen. Eindrücklich arbeitet er die sehr unterschiedlichen Blickweisen und Probleme, die die Charaktere mit der neuen Heimat haben, heraus und zeigt gleichzeitig, wie jeder einzelne Charakter auf seine Weise damit zu kämpfen hat, Deutschland als neue Heimat anzusehen. „Als wir Schwäne waren“ eröffnet einem eine neue Perspektive auf das Thema Integration und regt dadurch stark zum Nachdenken an. Mir hat das Buch durch seine aussagekräftige Sprache wirklich gut gefallen.