Rezension

Über das Zurechtkommen und über das Scheitern nach dem Krieg

Wenn wir heimkehren -

Wenn wir heimkehren
von Andrea Heuser

2. Weltkrieg - Köln - Köln nach dem Krieg - Nachkriegszeit - Große Liebe - Liebe mit Hindernissen - Kinder Alleinerziehender in Waisenhäusern - Geld oder Liebe? - Zurechtkommen im neuen Leben - Wiederaufbau - Wirtschaftswunder - Familiengeschichten

Auf fast 600 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte von Margot und Willi, von ihren Familien und von ihren Erlebnissen vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Es sind Geschichten, wie es sie wohl viele so oder so ähnlich gibt. Die Traumatisierungen der Soldaten, die aus dem Krieg heimkehren. Die neuen Lebensumstände für Familien, die vor und im Krieg begütert waren und dann plötzlich nicht mehr. Die Rolle der Frau, die zumeist als Anhängsel des Mannes gesehen wird. Der langsam wachsende Wohlstand nach dem Krieg, der Wiederaufbau und die neue Generation, die heranwächst und alles hinterfragt.

Es hat mir durchaus Freude bereit, das alles zu lesen. Vor allem, da die Geschichte von Margot und Willi alles andere als in geordneten Bahnen verläuft. Sie lernen sich 1952 kennen und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Aber beide sind nicht so richtig frei füreinander und irgendwie passt es immer nicht, bis...... nun, jedenfalls gibt es reichlich Verwicklungen und dann gibt es noch die Rückblicke, die mehr über Margot erzählen und ihre Geschichte etwas erläutern.

Allerdings kamen mir die Figuren nicht so richtig nahe. Willi vielleicht - er erinnert an viele Opas, die man selbst so hatte. Margot dagegen ist schon eine Sache für sich. Und insgesamt ist es so, dass viel zu viel erzählt wird. Viele zu viele Geschichten, die zwar einzeln ganz nett oder sogar witzig sind, das Gesamtbild aber irgendwann aus dem Blick verlieren. Wenn ich nicht gerade Urlaub und viel Zeit gehabt hätte, wäre ich sicherlich irgendwann genervt gewesen.

Denn ein literarisches Kunstwerk - das ist das Buch nicht. Es wird einfach nur erzählt, wie in einem Aufsatz. Einem langen Aufsatz. Ohne Schwerpunkte. Und das ist für mich ein Manko. Denn es ist m.E. Aufgabe der Literatur, Texte gut zu strukturieren, Schwerpunkte zu setzen und ein Gesamtbild zu schaffen, dass eine Aussage oder zumindest Denkanreize gibt. All dies geschieht hier nicht. Hier wurde nur geschrieben, erzählt. Hübsche Anekdoten zwischendurch (so mit Ausflug zum Drachenfels mit Auto ohne Führerschein...) aber ein rundes Literaturerlebnis wird das Buch dadurch nicht. Auch die vielen vielen Liedtexte, die als Stilmittel eingesetzt wurden, haben mich irgendwann nur noch genervt.

Fazit: 200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan. Dazu eine Straffung der Handlung auf die Schwerpunkte.

Vielleicht geschah dies nicht, weil das Buch auf Grundlage autobiographischer Familiengeschichten geschrieben wurde und die Autorin einfach zu nah dran war, um den nötigen Abstand zu bekommen und die Geschichte "rund" zu machen? Das könnte sein. Ist auf jeden Fall schade. Großes Potential war da.