Rezension

Über die Menschlichkeit in einer zerstörten Welt... Lesenswert!

Bis zum letzten Tropfen - Mindy McGinnis

Bis zum letzten Tropfen
von Mindy McGinnis

Bewertet mit 4 Sternen

MEINE MEINUNG:

Es geht um die sechzehnjährige Lynn, die in einer wirtschaftlich untergegangenen Welt lebt und durch dessen Zusammenbruch nichts mehr selbstverständlich ist.

Längst vergessene Krankheiten und die Naturgewalten haben die Welt zurückerobert und die Menschen kämpfen ums Überleben. Das Wasser ist größtenteils verseucht und um die wenigen halbwegs sauberen Ressourcen herrschen erbitterte Kämpfe, denn ohne dieses kostbare Gut ist der Tod vorprogrammiert.

Lynn und ihre Mutter haben das Glück auf einer Farm zu leben an der ein Weiher grenzt, den sie unerbittlich verteidigen. Doch eines Tages passiert ein tragischer Unfall und das Mädchen ist auf sich allein gestellt, bis der seltsame Nachbar Stebbs bei ihr auftaucht, den sie ihr ganzes Leben nur durch ein Zielfernrohr betrachtet hat.

Was ihr bisher völlig fremd war, nämlich der vertraute Kontakt zu anderen Überlebenden, entwickelt sich zu einer funktionierenden Gemeinschaft. Doch das Leben ist hart, Lynn ist abgehärtet und sie hat nie gelernt Mitgefühl zu empfinden, bis die fünfjährige, völlig verwahrloste Lucy in ihr Leben tritt...

"Als die Dunkelheit kam, saßen sie still nebeneinander, Schulter an Schulter, und blickten nach Süden."S. 25
Als ich dieses Buch sah, war ich schon hin und weg! Das Cover ist genau nach meinem Geschmack, der Inhalt ebenso und auch wenn die Tiefgründigkeit, was die Weltordnung angeht etwas zu wünschen übrig lässt, bin ich begeistert von diesem Werk. Das liegt vor Allem an den Charakteren, die ich ins Herz geschlossen habe.

Manch einer würde die charakterliche Umsetzung der Autorin als kalt und distanziert beschreiben und auch ich empfand diese Erzählweise, aus Sicht der dritten Person, zunächst befremdlich. Allerdings wandelte sich dieser erste Eindruck im Voranschreiten der Geschichte zum Positiven, denn das Leben der Hauptfigur Lynn ist gezeichnet von Hunger, Tod, Misstrauen, Gewalt und außer dem Kontakt zu ihrer Mutter hat sie nie andere soziale Kontakte kennengelernt.

Als ihr Leben eine tragische Wende nimmt und sie auf die Hilfe Anderer angewiesen ist und sogar die Verantwortung für Lucy übernehmen muss, merkt sie schließlich, dass der Kampf ums tägliche Überleben nicht nur von Trostlosigkeit geprägt sein muss.

Diese Entwicklung hat Mindy McGinnis wundervoll umgesetzt und in den Mittelpunkt gestellt. Von der kaltherzigen Mörderin, ohne Gewissen reift Lynn zu einer liebevollen und verantwortungsbewussten Person heran, die lernt Gefühle zuzulassen und ihr Handeln zu überdenken.

Sie, die kleine Lucy und das schwere Schicksal mit dem die Hauptcharaktere konfrontiert sind, haben mich mitfühlen, leiden und hoffen lassen, während die brutale und äußerst glaubwürdige Realität immer wieder knallhart zuschlägt. 

Geprägt von vielen Rückschlägen endet "Bis zum letzten Tropfen" nicht mit einem gradlinigen "Happy End", sondern mit einem stimmigen Abschluss, passend zum Rest dieses düsteren Endzeit Romans.

Positiv erwähnenswert: 
- glaubhafte, charakterspezifische Handlung mit einer ständigen Weiterentwicklung
- zum Inhalt passender Schreibstil

Negativ aufgefallen:
- kaum Hintergundinformationen zu Nebencharakteren
- Geschichtshintergründe nur dürftig beleuchtet

"Man kann nicht ändern, was man getan hat. Man hat nur das Hier und Jetzt in der Hand."S. 200

FAZIT:

Mit "Bis zum letzten Tropfen" hat Mindy McGinnis einen lesenswerten Endzeit Roman geschaffen, der sich vor Allem auf die zwischenmenschlichen Entwicklungen fixiert.

Ungeschönt, zeitweise brutal und ergreifend konnte mich die Autorin mit einer kurzweiligen, spannenden und absolut glaubwürdigen Geschichte packen, die wohl ein Einzelband bleiben wird bzw. in sich abgeschlossen endet.

 

Idee: 4/5
Umsetzung: 4/5
Charakterdarstellung: 4/5
Schreibstil: 4/5
Tiefgang: 3/5

Gesamtbewertung:
4 von 5

©Katies fantastisch dystopische Bücherwelt