Rezension

Über eine Stimme, die gehört werden will und sollte

On The Come Up - Angie Thomas

On The Come Up
von Angie Thomas

Bewertet mit 4 Sternen

Da mir die Thematik und der Schreibstil von "The Hate U Give" ausgesprochen gut gefallen haben, war es keine Frage, dass ich auch das neue Buch der Autorin lesen wollte. Dabei ist "On the Come Up" keine Fortsetzung und auch kein Spin-off. Es spielt zwar in dem gleichen Stadtteil und an ein paar Stellen wird ein Bezug zu dem anderen Buch der Autorin genommen, aber ansonsten ist es eine komplett eigenständige Geschichte.

Im Zentrum steht die junge Bri, die in ärmlichen Verhältnissen groß wird und davon träumt einmal Rapperin zu werden. Nachdem sie in der Schule von zwei Sicherheitskräften zu unrecht auf den Boden geworfen und festgehalten wird, nimmt sie dies als Anlass, um über Vorurteile gegenüber Afro-amerikanern zu rappen. Doch nicht jeder versteht ihr Lied so, wie er es sollte und nicht jeder mag, dass sie ihre Stimme erhebt.

In meinen Augen verpackt dieses Buch ganz viele wichtige Botschaften, die sich jeder einmal oder noch einmal zu Herzen nehmen kann. Wie schnell urteilen wir über andere Menschen nur aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft? Wie oft verstehen wir Dinge, wie wir sie verstehen wollen, und fällen rasch unsere Meinung? Da braucht man vielleicht noch einmal ein Buch wie dieses, das einem da einen Spiegel vorhält und aufzeigt, dass es zwei Seiten einer Medaille gibt.

Ganz besonders ist hier auch die Entwicklung der Charaktere. Hier haben für mich Bri und ihre Mutter herausgestochen. Beide haben es nicht unbedingt leicht sowie auf ihre Art mit Vorurteilen zu kämpfen und finden im Verlauf der Geschichte einen super Weg. Es wird auch immer wieder verdeutlicht, dass es egal ist, was irgendwer über dich sagt. Es kommt nur darauf an, dass man sich selber treu bleiben kann und was die Menschen, die einem Nahe stehen, über einen denken. Es wird wahrscheinlich deutlich, wie begeistert ich von den Botschaften bin und für wie wertvoll ich das Buch halte.

Anders als bei "The Hate U Give" hatte ich bei diesem Buch keine Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen und war von der ersten Seite an in der Handlung drinnen. Hier gibt es keine komplizierten Familienverhältnisse oder Gangstrukturen. Das mit ein Grund, warum ich dieses Buch hier stärker finde. Außerdem war - vor allem auch durch die Nebencharaktere - hier die Handlung abwechslungsreicher. Es geht nicht nur um Rassendiskriminierung, sodass das Buch auch hierdurch spannender war.

Ein kleiner Kritikpunkt ist hier in meinen Augen nur, dass die Songtexte nirgendwo übersetzt werden. Bri rappt in einer englischen Jugendsprache und der ein oder andere Text ist hier auch abgedruckt. Es ist schon gut für die Handlung, wenn der Leser die Texte versteht, aber durch den englischen Slang ist dies gar nicht so leicht. Da wäre es hilfreich, wenn es nach dem Glossar (für Jugendsprache) auch eine deutsche Übersetzung geben würde.

Alles in allem ist dies ein super, gehaltvolles Jugendbuch, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann. Die eigentlich anspruchsvolle Thematik wird in einer fesselnden sowie abwechslungsreichen Geschichte verpackt.