Rezension

Über eines naives Fangirl

Rockoholic - C. J. Skuse

Rockoholic
von C. J. Skuse

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Geschichte, zwischen Naivität und zum Nachdenken anregend; zwischen Realität und ziemlich weit hergegriffen. Ganz nett für zwischendurch.

Thema und Aufbau

Da ich selbst liebend gern auf Konzerte – mit Vorliebe Rockkonzerte – gehe, konnte ich mich sofort für das Buch begeistern, auch wenn mir der Klappentext schon sehr Klischee und nach Wunschdenken roch. Es stellte sich jedoch heraus, dass es viel mehr in sich hatte.

Zunächst beginnt die Geschichte ziemlich so, wie ich es aus meinen eigenen Fan-Zeiten noch kenne: Aufregung. Soweit, konnte ich das ganze noch nachvollziehen. Und auch, dass Jody’s bester Freund auf die wenige Aufmerksamkeit ziemlich stinkig war.

Doch als dann das Konzert los ging, wurde es ziemlich – um unrealistisch zu vermeiden, verwende ich einfach mal: eigenartig. Da ist mir die Geschichte nach den wenigen Seiten direkt in ein Wunschdenken des Hauptcharakters reingerollt. Ich meine die Chance, dass man, während eines ausverkauften Konzerts einer Band, wo tausende Mädchen drauf abfahren, vor die Absperrung kommt, weil man seinen Mondstein verloren hat, ihn im Dunkeln sogar findet, von der Security zu Boden gedrückt wird, damit der Sänger der Band höchstpersönlich den wieder wegrollenden Stein aufhebt und es dem Fan gibt, fand ich wirklich ziemlich weit hergeholt. Mag sein, dass es sowas geben kann, aber das war so eine “ach, Zufälle gibt’s” Geschichte. Da finden sich während des Buches noch 2-3 mehr. Schade, ohne die teils unrealistischen/eigenartigen Abschweifungen, wäre das Buch mit einer 1+ nach Hause gegangen.

Außerdem hat mich ein bisschen genervt, dass etwa im zweiten Drittel ständig Filme genommen wurden, z.b. “E.T.” um irgendwas zu beschreiben oder herzuleiten. Dadurch ist die Geschichte irgendwie weder tragend voran gekommen, noch war es ein Ausdruck der eigenen Kreativität. Vor allem auffällig wurde es, als auf einmal drei Filme gleichzeitig im Gespräch waren, die ähnlich geendet sind – und das gleiche auch irgendwie in dem Buch geschehen ist. Ich denke, es wäre viel schöner gewesen, wenn diese Bezüge einfach weggelassen worden wären.

Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war die Story hinter der Story. Das, was die Autorin mit der Geschichte vermitteln wollte: Nicht alles Glitzer in der Welt ist auch wirklich sauber und funkelnd und vor allem keine heile Welt. Jede Weste hat seine Macken und Flecken. Und das wurde meiner Meinung nach, sehr gut rüber gebracht.

Auch die Drogen-Thematik war glaubwürdig und nicht unbedingt untypisch in der Glitzerwelt. Ich denke, das hat einige Menschen, die das Buch gelesen haben, darüber nachdenken lassen, ob das Leben im Scheinwerfer wirklich besser ist, als das Leben dahinter.

Charaktere

Da haben wir den Teenie-Naive-Charakter von Jody, der ziemlich … na ja, klischeehaft und auch wieder nicht, ist. Sie ist 17 und total verliebt in den Frontsänger Jackson Gatlin ihrer Lieblingsband The Regulators. Jody arbeitet als Erzieherin und hängt die meiste Zeit mit ihrem besten Freund Mac und seiner kleinen Schwester Cree in der Gegend rum. Zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter wohnt sie in einem Haus. Ihr Opa hatte vor seinem Tod das Haus besessen und die Garage in einen Schlagzeugraum umgebaut. Jody hatte eine besondere Verbindung zu ihrem Opa, er schien der einzige zu sein, der sie in ihrer Liebe zu Jackson wirklich verstanden hat.

Mac ist der beste Freund von Jody. Er ist der heimliche Star im städtischen Theater, wo sie gerade für die Rocky Horror Show proben. Seine Eltern arbeiten Vollzeit in einem Pub, an dem das Haus der Familie angeschlossen ist, und haben weder für ihn noch seine Schwester viel Zeit. Er tut ziemlich viel für Jody und ihren verrückten Ideen. Und es zu wollen, steckt er mittendrin in der Entführung des Rockstars.

Mir hat von den Charakteren her, am meisten die kleine Cree gefallen. Sie ist gerade alt genug, um zu sprechen – ich glaub drei oder vier Jahre. Sie hat einen umwerfenden Charakter. Ich habe mich direkt in sie verliebt. Sie hat die Eigenschaften, das Herz von jedem noch so versteinerten Menschen zu erweichen. Und das mit einer süßen kindlichen Art.

Schreibstil und Erzählperspektive

Bis auf einige wenige Wiederholungen, liest sich die Geschichte flüßig. Es leichtverständlich und aus der Ich-Perspektive von Jody geschrieben. Die Kapitel haben jeweils eine Überschrift, bzw. Thematik.

Man merkt oft, die Naivität des Teenagers, aber auch, wie sie sich entwickelt. Der Erzählstil wird zunehmend reifer.

Endfazit

Das Buch war viel mehr, als nur ein kleiner 448-Seiten Roman, über einen weiblichen Fan einer (Kreisch-)Rockband. Es ging vor allem um das Leben des Rockstars, abseits der Glamour-Welt. Depressionen, Drogen und sonstige, fast schon Klischee Dinge, zierten die Geschichte im ersten Drittel.

Abgesehen von einigen weit hergeholten Geschichten (oder Klischee-Ausmantelungen), war die Geschichte sehr unterhaltsam, lesenswert und zum Nachdenken anregend.

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