Rezension

Über Familiendramen und Narben an Herzen

Ein halbes Herz - Sofia Lundberg

Ein halbes Herz
von Sofia Lundberg

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung

Insel Gotland – Schweden, Stockholm – Schweden, Paris – Frankreich, New York – USA

Dies ist der Weg von Elin, die als erfolgreiche Fotografin in New York eine Art Szenenpromi geworden ist. Sie hat ein schönes Leben, einen Mann an ihrer Seite und eine Tochter, die ihre Familie komplett macht. Doch das ist nur die eine Seite aus Elins Leben. Es gibt noch eine geheime, von der niemand weiß, weder ihr Mann noch ihre Tochter. Elin ist Schwedin und keine Französin, wie sie ihren Mann hat glauben lassen. Dieses Geheimnis scheint nun alles zu zerstören, das Elin liebt: die Ehe zu ihrem Mann und die Beziehung zu ihrer Tochter. Kann Elin das noch abwenden? Denn ein Geheimnis bahnt sich den Weg nach oben. Wird Elin es weiterhin erfolgreich unterdrücken können? Will sie das überhaupt noch?

Die Autorin führt ihre Leser*innen in zwei Handlungssträngen durchs Buch, beginnend in der Gegenwart in New York 2017 und zurück blickend nach Gotland, Schweden 1979. Beide Handlungsstränge greifen inhaltlich wunderbar ineinander und nach und nach erfahren wir mehr von Elins Kindheit und dem Geheimnis, das sie tief in sich versteckt hat.

Elin hat in ihrer Jugend viel mitmachen und erleben müssen, was aus ihr eine zurückhaltende und in sich gekehrte Frau gemacht hat, der es schwer fällt zu lieben und ihre Liebe auszudrücken.

Die junge Elin zu mögen fällt sehr viel leichter als die erwachsene. Mit der Zeit konnte ich ihr Verhalten jedoch sehr viel besser verstehen, da Sofia Lundberg Elins psychische Verletzungen offenlegt und so nachvollziehbar macht, warum die erwachsene Frau so unnahbar ist.

Dies ist keine Liebesgeschichte. “Ein halbes Herz” ist ein Familienroman, der zwei Familiendramen aufzeigt, die sich mittendrin verzweigen, um dann wieder auseinanderissen zu werden. Die Folgen sind schwerwiegend und traurig zugleich. Verlorene Zeit kann nie aufgeholt werden, denn vorbei ist vorbei.

Das Ende war überraschend und traurig-schön zugleich. Ein sehr guter Abschluss für verletzte Herzen, wie man sie im Buch vorfindet. Manches konnte wieder heilen, anderes nicht. Doch die Autorin zeigt, dass man auch mit ein paar Narben im Herzen nach vorne blicken kann.

Fazit
Ein berührender Roman, der aufgrund der vielen emotionalen Verletzungen aller Charaktere nicht immer leicht zu lesen ist. Insgesamt aber ein gelungenes Buch über eine Kindheit, Schuld, das Weglaufen und verlorene Zeit. Aus meiner Sicht sehr lesens- und empfehlenswert!