Rezension

Über Freundschaft und mehr...

Alles richtig gemacht - Gregor Sander

Alles richtig gemacht
von Gregor Sander

Bewertet mit 3 Sternen

Eigentlich kann Thomas, 50, mit seinem Leben ganz zufrieden sein. Er arbeitet als Strafverteidiger, vertritt Scheinselbständige wie Scheinislamisten. Doch dann verschwindet seine Frau und nimmt die beiden Töchter mit - und Thomas weiß nicht recht, warum.

Dafür ist der seit Jahren  spurlos verschwundene Daniel plötzlich wieder da, sein bester Freund aus Rostocker Kindertagen. Mit ihm teilt Thomas eine wilde Jugend an der Ostsee und anarchische Jahre in Berlin unmittelbar nach dem Mauerfall. Schon damals war Thomas der Angepasste, Daniel der coole Draufgänger. Nach einer krummen Sache und Schwierigkeiten mit der Polizei machte sich Daniel mit Thomas' Pass aus dem Staub - doch weshalb taucht er jetzt wieder auf?

Der Roman - ausschließlich erzählt aus der Ich-Perspektive von Rechtsanwalt Thomas - wirft den Leser gleich in eine Handlung mit vielen Fragezeichen. Weshalb sind Thomsas' Frau und seine Töchter spurlos verschwunden? Was war der Grund für das damalige Verschwinden Daniels und wehshalb taucht er nun wieder auf? Was wird sich in Thomas' Leben dadurch verändern? Wieso ist dieser überhaupt Rechtsanwalt geworden - die Pläne sahen ursprünglich ganz anders aus?

Natürlich machen diese Fragen neugierig auf die Antworten - und waren letztlich der Grund, weshalb ich hier überhaupt bei der Stange blieb. Die zwischen Gegenwart und Erinnerungen hin und her pendelnde Erzählung selbst nämlich vermochte mich über weite Strecken nicht zu fesseln. Der Schreibstil ist zwar überwiegend recht locker gehalten, doch wirken die Schilderungen ausgesprochen distanziert, wodurch auch die Charaktere selbst für mich unnahbar blieben. Die Ereignisse wurden mit einer inneren Gleichgültigkeit präsentiert, die sich auch auf mich als Leser übertrug - und solche Leseerlebnisse schätze ich nicht sonderlich.

Hinzu kam, dass ich mit vielen der angerissenen Ereignisse aus der Vergangenheit im Grunde nichts anfangen konnte: Ereignisse, die überwiegend in der ehemaligen DDR eine Rolle spielten oder aber im letztlich vereinten Berlin. Ich selbst bin im tiefsten Westen aufgewachsen und kenne die Zeit vor und nach der Wende nur punktuell aus den Medien. Insofern 'klingelte' bei den Erzählungen aus der Vergangenheit bei mir auch nichts - und wenn da sehr ins Detail gegangen wurde, langweilte ich mich bei dem ein oder anderen Kapitel auch richtiggehend.

Glücklicherweise zogen die Spannung und die Geschwindigkeit der Handlung im letzten Viertel des Romans etwas an. Auch wenn hier plötzlich doch etwas viele Themen Einzug hielten, konnte mich das Ende - wenn auch offen gehalten - mit dem Roman ein wenig versöhnen. Vermutlich haben Leser mit eigenem ostdeutschen und berlinerischen geschichtlichen Hintergrund einen größeren Bezug zu dieser Erzählung.

Alles in allem also leider ein Roman, der mich nicht traf, der mir über weite Strecken gleichgültig blieb und der in mir kaum etwas auslöste. Das hätte ich mir anders gewünscht...
 

© Parden