Rezension

Über Genuss und Rollenklischees

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

„Butter“ ein Roman der japanischen Autorin Asako Yuzuki und ist in Japan bereits ein Bestseller. Mich hat vor allem der Titel neugierig gemacht und das dazugehörige Cover ist auf jeden Fall mal was anderes und sticht ins Auge. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Roman lese, dessen zentrales Thema sich um Butter dreht und doch scheint die titelgebende Butter ein Sinnbild für eine ganz Kultur zu sein, die aus Verzicht, Mäßigung, fragwürdigen Schönheitsidealen und der Aufopferung der Frauen besteht.
Zum Inhalt: Rika ist Journalistin in Tokio, ihr Leben besteht zu einem großen Teil aus ihrer Arbeit, der sie auch an freien Tagen nachgeht, um nicht abgehängt zu werden. Rika hat keine Zeit zu kochen und nur wenig Zeit private Beziehungen zu pflegen. Sie wittert eine große Story und ihren persönlichen Durchbruch mit einer Reportage über die inhaftierte Serienmörderin Manako, die obwohl sie dick und hässlich gilt, diverse Männer verführt und kaltblütig ermordet haben soll. Um Zugang zu Manako zu finden, beschäftigt sich Rika mit dem Thema Essen- der Leidenschaft Manakos. Und schnell entwickelt sich Essen auch zu einem zentralen Thema in Rikas Leben.
Ich habe bisher nicht viele Werke asiatischer Autoren gelesen, aber das Bild, das hier von Tokio und der Gesellschaftsstruktur geschaffen wird, deckt sich mit dem, was ich aus anderen Büchern kenne. Japanerinnen sollen möglichst schlank und kindlich wirken, was als ein hohes Maß an Disziplin gewertet wird. Manako dagegen wird als üppig, manchmal sogar als fett beschrieben, sie entspricht nicht dem gängigen Ideal, scheint sich aber wohl in ihrer Haut zu fühlen und offen ihre Gelüste auszuleben. Alles was sie sagt und tut wird sexualisiert aufgefasst. Sie selbst beschreibt sich als häuslichen, fast schon mütterlichen Typ, deren höchste Aufgabe die Umsorgung von Männern ist. Im Gegenzug lässt sie sich von den Männern in ihrem Leben finanziell aushalten. Immer wieder wird im Buch diskutiert, ob sie sich nun prostituiert hat oder nicht.

Das Buch ist mal was ganz anderes, als die Romane, die ich sonst so lese. Wie durch ein Schaufenster habe ich auf Rikas Leben geblickt, das irgendwie ungenügend wirkt, bis sie anfängt Essen zu genießen und Freude daran findet, neues auszuprobieren. Immer mehr bekommt sie Einblicke in Manakos Leben und versucht es nachzuempfinden. Die Entwicklung, die sie im Buch durchmacht ist spannend zu verfolgen. Durch ihre Wandlung beeinflusst Rika auch ihr Umfeld, stellt gängige Meinungen in Frage und löst sich zunehmend von Klischees. Ist Rika zu Anfang eine eintönige Einzelkämpferin, so hat sie am Ende ein solides Umfeld um sich geschart. Trotzdem kommt das Buch für mich nicht zu einem richtigen Abschluss. Ich hatte am Ende doch noch einiges an Fragen offen.