Rezension

Über Macht und Moral, Feminismus und Ideale, Enttäuschungen und den Mut, neue Wege zu gehen.

Das weibliche Prinzip - Meg Wolitzer

Das weibliche Prinzip
von Meg Wolitzer

Bewertet mit 5 Sternen

Crashtest für die Schwesternschaft. Es sind die Collegejahre, von denen US-amerikanische Romane häufig erzählen. Und damit schaffen sie nicht nur fantastischen Lesestoff, sondern soziokulturelle Referenzen. Wie die Werke von Philip Roth, John Irving, Rita Mae Brown oder Meg Wolitzer. Mit ihrer Figur Greer Kadetsky, die 2006 ihr Studium am prestigearmen Ryland-College aufnimmt, liefert Meg Wollitzer ein aufschlußreiches Psychogramm einer Generation. Ego oder Solidarität, Greer Kadetsky weiß, am College zählen neben Ehrgeiz und Intellekt auch ein politischer Standpunkt und Sinnsuche. Jedenfalls sieht es Greer so als Tochter zweier mittelloser Kiffer, die die Ambitionen der Tochter kaum würdigen. Ein Vorbild findet Greer in der Frauenrechtlerin Faith Frank, berühmt für ihr Manifest "Das weibliche Prinzip". Faith hält einen Vortrag am College; Greer schafft es, mit der Ikone einen persönlichen Draht zu knüpfen. Beide werden wenige Jahre später in New York wieder zusammentreffen, um für eine Stiftung zu arbeiten. Als Greers Studienkollegin und "Schwester" Zee Eisenstat sie bittet, ihr den beruflichen Türöffner zu Faith Frank zu machen, gerät Greers Konzept von Loyalität ins Wanken. Sie muss sich entscheiden. Toller Roman, hätte ich nicht erwartet nach dem etwas nichtsagenden Cover zu urteilen. Die Autorin hat mich vorerst durch die unglaubliche Sprache gefangen genommen. Sie ist wohltuend anders, präzise, zugleich originell und einfühlsam - passend zum Thema. Wenn alles gesagt ist, bleibt Meg Wolitzers unerschöpfliche Fähigkeit, Menschen zu erschaffen, die so real sind wie die Schrift auf dieser Seite, und ihre Liebe zu ihren Charakteren scheint heller als jede Agenda. Mal mit funkelndem Witz, mal tief berührend und stets mit großer Empathie erzählt die Autorin von Macht in all ihren Facetten, von Feminismus, Liebe und Loyalität und beweist sich als hellwache Beobachterin unserer Zeit. Sehr gut geschrieben, präzise aber auch originell. Man wird so schnell in die Geschichte eingespannt, dass man sich fast wie Protagonistin fühlt. Sprachlich ist die Geschichte dicht und intensiv. Ein ganz starkes Buch!